27. August 2009

Erste Eindrücke

Nun bin ich seit vier Tagen in Ghana und habe so viel gesehen und erlebt, dass ich gar nicht weiß wie ich alles in diesem Bericht unterbringen soll. Die letzten Tage in Deutschland sind wie im Flug vergangen, sodass ich gar keine Zeit hatte um richtig aufgeregt zu sein. Nach einer letzten Nacht in Frankfurt, sind wir am Freitag zum Flughafen gefahren. Mein schweres Gepäck wurde ohne Beschwerden angenommen und auch meine Geige konnte ich ohne Probleme als zusätzliches Handgepäck mitnehmen. Aus dem Flugzeug konnte ich leider keine Fotos machen, weil mein Fensterplatz bereits besetzt war. Aber auch ohne Aussicht ging der Flug schnell rum: Eine Unterhaltung mit meinen Nachbarn, Essen, die Einreiseformulare ausfüllen und schon sind wir in Accra gelandet. Am Flughafen wurden die Pässe und Visa geprüft und die Formulare eingesammelt. Auch hier ging alles ohne Probleme und keinen hat es interessiert das ich ein Jahr bleibe und nur ein Touristenvisum habe. Nachdem ich mein Gepäck geholt und Geld gewechselt habe, war ich auch schon wieder aus dem Flughafen draußen - und einfach alles war anders als erwartet. Vor dem Flughafen wurde ich schon von Rose und Bernice erwartet und herzlich empfangen. Auf der Küstenstraße nach Teshie wird einem erst richtig klar, dass man nun in Ghana angekommen ist. Zwischen den fahrenden Autos und an den Straßenrändern werden alle möglichen Waren angeboten. Männer und Frauen tragen Schüsseln auf dem Kopf: Wasserflaschen, Wasserbeutel, Süßigkeiten, Spiegel, Brot, Fleisch, Früchte, Klopapier.... einfach alles ist zu haben. Wenn man an einer Ampel oder im Stau steht, werden einem die Waren durch das Fenster angeboten. Rote Erde, Palmen, Hütten am Straßenrand und überall Hunde, Ziegen, Kühe und Hühner auf den Straßen. Am Straßenrand reiht sich ein Stand neben den anderen an denen Früchte, Fleisch, Fisch und alles erdenkliche angeboten wird. Als öffentliche Verkehrsmittel dienen hier hauptsächlich Taxis und Trotros. Trotros sind Kleinbusse in die, wenn mein ein bisschen quetscht und die Kinder auf den Schoß nimmt, bis zu 30 Leute hineinpassen. Sobald man die Hauptstaße verlässt, fühlt man sich wie auf einer Hubbelpiste in einem Skiegebiet. Die Straßen sind nicht befestigt und nur aus Erde. Weil es im letzten Monat so viel geregnet hat sind die Straßen stark beschädigt und wenn es regnet füllen sich die Mulden mit Wasser. Nachdem was Rose mir erzählt hat, muss der letzte Regen schrecklich gewesen sein. Viele Hütten sind zerstört worden und viele Menschen sind gestorben. Sobald wir das Haus erreicht haben, wurde ich von allen begrüßt und bin bei dem Versuch gescheitert, mir alle Namen zu merken. Überall wo man hinkommt wird man mit „You are welcome“ oder „How are you“ begrüßt. Hier wohnen Rose, ihre Tochter Anette und ihre Enkelkinder Maureen (15), Nana (6) und Mami (2), der Freund von Anette, Rita (!) und tagsüber ist Bernice im Haus. Hier ist also immer etwas los und jeden Tag ist jemand zu Besuch. In der Familie wird Ga, eine der vielen ghanaischen Sprachen, gesprochen. Ich habe beschlossen so schnell wie möglich Ga zu lernen, weil hier einfach immer Ga gereder wird, egal ob in der Familie, auf der Straße, beim Einkaufen oder in der Kirche. Einige Wörter und Sätze kann ich bereits und jeden Tag werden es mehr. Am Abend habe ich meine mitgebrachte Spielekiste ausgepackt und den Kindern Malefitz, Fang den Hut, Mensch ärgere dich nicht und Maumau beigebracht. Seitdem sind wir nur noch am spielen. Auch die Kinder haben mir zwei Ghanaische Kartenspiele beigebracht. Nana und Mami waren so begeistert von den Seifenblasen, dass sie die ganze Flasche auf einmal leer gepustet haben. Seitdem ich hier bin, hatten wir noch kein fließendes Wasser. Das Wasser zum Kochen, Duschen und Waschen wird aus der Zisterne geschöpft. Auch auf dem Klo wird das Wasser erst in den Behälter geschüttet, bevor man abziehen kann. Das Geschirr und die Wäsche werden auf der Terasse gewaschen und auch manche Speisen werden auf der Terasse zubereitet.

Abends habe ich mit Rose einen Spaziergang durch Teshie gemacht und wurde dem Priester der „Solution Prayer Ministry“ vorgestellt und habe die Kirche gezeigt bekommen. Danach waren wir noch kurz zu Besuch bei einem Freund von Rose, der gerade seine Tochter aus Deutschland zu Besuch hat. Überall wo ich vorbeikomme werden mir neugierige Blicke zugeworfen und die Kinder begrüßen mich oder winken mir zu.

Das Essen ist scharf aber lecker und es gibt verdammt gutes Obst. Hier wird es zwischen sechs und sieben Uhr dunkel und dann kommen auch die Moskitos. Obwohl ich nie Zeit hatte mich einzusprühen bin ich bis jetzt mit einem Stich davon gekommen. Abends hört man bis spät in die Nacht Gesang, Lärm und manchmal die Gebete der Muslime. Auch im Haus läuft ständig der Fernseher oder Musik. Morgens wird man schon zwischen fünf und sechs wach, weil der Hof gefegt wird, die Hühner schreien oder irgendjemand singt.

Am Sonntag war ich mit in der Kirche. Der Gottesdienst fängt um 10 Uhr an und geht bis zu fünf Stunden. Deswegen sind wir erst später gekommen und auch hier wurde ich herzlich Willkommen geheißen. Da der ganze Gottesdienst auf Ga war, habe ich kein Wort verstanden. Schon vor der Kirche hat mich Rose gewarnt, dass ich mich nicht wundern soll wenn irgendetwas außergewöhnliches passiert. Es war laut und es wurde gesungen und getanzt. Die Sätze des Pastors wurden mit zustimmendem Nicken oder Rufen wie „Amen“, „Jesus“ oder „Yes“ begleitet. Zwischendurch fing immer wieder eine der Frauen an zu kreischen. Daraufhin wurde sie auf dem Boden festgehalten und mit Tüchern bedeckt oder umwickelt, bis sie aufgehört hat zu strampeln oder zu schreien. Später wurde mir erklärt, dass die Frauen von Geistern oder Dämonen besucht wurden, genau verstanden habe ich es allerdings immer noch nicht. Es ist so viel passiert dass ich all das nicht so beschreiben kann, dass ihr es nachvollziehen könnt. Die Erfahrung war wirklich interessant und ich werde sicher nochmal in die Kirche gehen. Mir wurde auch angeboten mit meiner Geige im Kirchenchor zu spielen. Am Montag nach dem Frühstück bin ich mit Bernice in die Altstadt von Teshie gegangen um ein Fax zu versenden. Die kleine Mami wollte unbedingt mitkommen. Auf dem Rückweg war sie so müde, dass ich sie tragen musste und sie sofort auf meinem Arm eingeschlafen ist. Wenn ich den Weg hier alleine zurückfinden müsste, würde ich mich gnadenlos verlaufen. Es gibt keine Straßennamen oder Schilder, überall sind kleine Trampelpfade, die ab und zu eine größere Straße kreuzen und alles sieht sich irgendwie ähnlich. Es wird also noch lange dauern bis ich mich hier auskenne. Heute waren wir in Accra um auf dem Markt einzukaufen. Es hat jedoch so geschüttet, dass wir nur schnell beim Immigration Service waren, um die Formulare für meine Visumverlängerung zu holen. Als wir wieder in Teshie waren hat es aufgehört zu regnen und wir waren dort auf einem Markt einkaufen. Am Samstag gehen wir zum Strand und nächste Woche will Seth mit mir nach Accra um mir die Stadt zu zeigen. Mir wird also garantiert nicht langweilig! Hier ist immer soviel los, dass ich gar nicht richtig Zeit habe um zu schreiben und auch zum Fotografieren bin ich nicht wirklich gekommen. Ich werde aber versuchen euch auf dem Laufenden zu halten und nächstes Mal auch Fotos hochzuladen. Bis dahin ganz liebe Grüße! Rita

11. August 2009

Zeitungsbericht

Dieser Bericht über den Spendenlauf erschien am 03.08.09 in der Esslinger Zeitung. Für eine vergrößerte Ansicht einfach auf das Bild klicken.

3. August 2009

9100.- Euro erlaufen!

Bei bestem Wetter und strahlendem Sonnenschein liefen am 27.07.09 132 Schüler aus den Klassen eins bis zehn für das Dorf Partukorpe in Ghana. Das Ergebnis ist unglaublich: 9.100 Euro konnten an den Deutsch-Ghanaischen Entwicklungshilfeverein überwiesen werden! In den Wochen vor dem Spendenlauf waren wir, Schüler aus der 10. Klasse, in allen Klassen, um von dem Leben der Menschen in Partukorpe und von dem Projekt zu erzählen. Die Teilnehmerzahl zeigt, dass es sich gelohnt hat. Nun hatten die Läufer Zeit, Sponsoren zu suchen, die ihnen pro gelaufener Runde einen bestimmten Betrag zahlen würden. Manch einer schaffte es, bis zu zehn Sponsoren für das Projekt zu begeistern. Auch am Lauftag wurden Hochleistungen erbracht. Unter den Anfeuerungsrufen der Klassenkameraden liefen einige bis zu 35 Runden, der höchste Einzelbetrag eines Läufers betrug 450 Euro. Für Erfrischung sorgte die großzügige Getränkespende von der Firma Mayer Fuchtsäfte. Partukorpe ist ein kleines, abgelegenes Fischerdorf in Ghana, in dem etwa 300 Menschen leben. Die hygienischen Zustände sind schlecht, es gibt weder Strom noch sanitäre Einrichtungen und das Wasser muss vom Fluss geholt werden. Die Kinder haben keine Möglichkeit eine Schule zu besuchen, da die nächste Schule nicht zu Fuß zu erreichen ist. Ohne Schulabschluss gibt es für sie keinen Weg aus der Armut. Da es in Ghana über 50 Sprachen gibt, lernen die Kinder die Landessprache Englisch erst im Kindergarten und in der Schule. Bereits mit acht Jahren aber müssen viele arbeiten, um die Familie zu ernähren. Der Deutsch-Ghanaische Entwicklungshilfeverein hat mit dem Bau eines Mehrzweckgebäudes in Partukorpe begonnen. Dieses Gebäude soll vormittags als Kindergarten und Vorschule und nachmittags zur medizinischen Versorgung genutzt werden. Außerdem sollen Komposttoiletten gebaut und ein Brunnen gebohrt werden. Mit der Spende, die durch den Spendenlauf zusammengekommen ist, kann das Projekt möglicherweise fertiggestellt werden. Ein Mädchen sagte nach dem Spendenlauf zu uns: „Meine Mama hat gesagt, dass unsere Klasse das ganze Dach gespendet hat!“ Ab August werde ich für ein Jahr nach Ghana gehen, um dort die örtliche High-School zu besuchen. Der Kontakt entstand über Rose Sekoh, der Gründerin des Deutsch-Ghanaischen Entwicklungshilfevereins, bei deren Familie ich auch in Ghana wohnen werde. Über meine Erfahrungen und Eindrücke werde ich auf meinem Blog unter www.rita-in-ghana.blogspot.com berichten. Sobald ich Partukorpe besucht habe, werde ich dort auch Fotos hochladen, damit alle Läufer und Sponsoren sehen können, für was sie gespendet haben. Mehr Infos über Partukorpe gibt es unter: www.ghana-hilfe.org  Rose Sekoh hat mich gebeten, allen Läufern und Sponsoren für ihren tollen Einsatz im Namen des Deutsch-Ghanaischen Entwicklungshilfevereins zu danken. Auch an die Eltern und Lehrer, die uns unterstützt haben, geht ein ganz herzlicher Dank!