20. Juni 2010
Eine Woche Partukorpe
An allen Enden zupft und zerrt es an mir, ich bin umringt von fünfzehn kleinen Kindern, die sich alle um mich drängen. Es wird geschubst und gestritten, weil jeder so nah wie möglich bei mir sein will. Ich versuche zu schlichten in Englisch, Ga und Twi, sie verstehen mich nicht, also gehe ich zu Zeichensprache über. Dreißig kleine Kinderhände tapsen über das Papier, fasziniert von den kleinen Buchstaben. Immer wieder muss ich eine Träne wegwischen, doch nur eine Minute später ist schon wieder ein strahlendes Lächeln zu sehen!
Meine erste Woche in Partukorpe! Endlich hat es geklappt: Ich habe eine woche hier gelebt und viel mehr von dem Alltag mitbekommen, über den ich so viel erzählt habe ohne wirklich etwas darüber zu wissen.
Am Sonntag bin ich mit dem Trotro nach Ada gefahren. Dort sollte ich von John abgeholt werden, wie sich jedoch herausstellte bin ich ein bisschen zu weit gefahren. Die Leute dort waren aber super lieb und hilfsbereit, einer kannte John sogar persönlich und so war alles schnell geklärt. Es ging also zu dritt auf das Montorrad-Taxi gequetscht weiter nach Partukorpe. Während wir über die holprige Schotterpiste fuhren, drehten sich alle Gesichter nach uns um. Es war herrliches Wetter und die frische Meerluft wehte uns um die Nase; endlich raus aus der hektischen, stickigen Großstadt. Danach sind wir erstmal durchs Dorf gegangen um alle zu bergrüßen und überall wurde ich herzlich wilkommen geheißen.
Die Hütte bestand aus einem Wohn- und einem Schlafzimmer und einer angebauten, mit Palmwedeln abgeschirmten Freilichtdusche. Das Essen war verdammt lecker, wenn auch nicht sehr abwechslungsreich; jeden Morgen gab es Reis, mittags Kekej und am Abend Banku. Entweder haben wir an einem der kleinen Stände gegessen oder im Schatten einer Palme vor der Hütte.
Ich habe mich gleich so richtig zu Hause gefühlt, es kam mir so vor als hätte ich schon ewig in Partukorpe gelebt und die Woche ging viel zu schnell herum. Eigentlich habe ich gedacht ich könnte bei dem Bau des Gebäudes für die Klinik und die Schule helfen, der Tischler hatte aber Malaria und so konnten die Arbeiten leider die ganze Woche nicht fortgesetzt werden. Die Mauern stehen komplett, jetzt fehlt nur noch das Dach und dann kann auch schon verputzt werden. Das Gebäude wird also hoffentlich bald eingeweiht, damit schnell die ersten Lehrer und Krankenschwestern ihre Arbeit aufnehmen können.
Die Woche verlief also ganz anders wie geplant und trotzdem ist mir nie langweilig geworden. Wenn ich nicht gerade am Strand war oder mit den Kindern herumgetollt bin, habe ich beim Zwiebeln pflanzen geholfen oder saß mit den Männern unter einer Palme und habe Dame gespielt.
Am ersten Tag hielten die Kinder alle noch einen Sicherheitsabstand und haben mich aus sicherer Entfernung betrachtet. Ich bin also erstmal zum Strand gegangen und sobald ich im Sand saß tauchten schon die ersten Kinder auf. Schon bald war das Eis gebrochen und sie hangelten und kletterten auf mir herum und erkundeten meine Haut und ganz besonders meine Haare. Den ganzen Tag war ich von Kindern umgeben; erst drei, dann zehn und später über zwanzig. Wir haben Fangen und Verstecke gespielt, Grimassen gezogen, komische Laute von uns gegeben und vorallem sehr viel gelacht. Ich habe ihnen Faul-Ei beigebracht, wovon sie gar nicht genug kriegen konnten, genauso wie von den Luftballons. Ich hatte so viel Spaß wie schon lange nicht mehr und mir ist klar geworden, dass Sprache nicht die einzige Möglichkeit ist sich zu verständigen! Ich habe den Kindern ein paar englische Wörter beigebracht und das ABC und Zahlen in den Sand geritz und alle waren fleißig dabei. Die meiste Zeit waren wir jedoch am Strand. Wir sind im Sand herum getollt, haben spritzend Wettrennen durch die Wellen gemacht und sind die Böschung herunter gesprungen, gekugelt und gerollt. Wir haben Purzelbäume und Kopfstände gamacht und immer und immer wider musste ich die Kinder auf den Schultern durch die Gegend tragen. Gerade als wir gehen wollten bemerkten wir den Regenbogen, der sich über die Palmen spannte und im Meer zu versinken schien. Glücklich und von oben bis unten voll mit Sand haben wir uns auf den Rückweg zum Dorf gemacht, fünf Kinder an jeder Hand. Abends saßen wir öfters vor der Hütte im Stand und die Kinder haben Musik gemacht und getanzt. Als Instrumente dienten eine Weinflasche, ein Kanister und eine rostige Blechdose- das Ergebnis konnte sich sehen oder besser gesagt hören lassen!
Nachmittags saß ich meistens mit den Männern auf den Holzbänken im schatten einer Palme und habe ihnen beim Dame spielen zugeschaut. Irgendwan wurde ich aufegfordert zum spielen und von da an habe ich midestens dreißig Mal hintereinander gespielt. Sofort waren wir von umringt und von allen Seiten wurden mir Tipps gegeben, es war also kein Wunder dass ich die Hälfte der Spiele gewonnen habe. Das Spiel an sich war gar nicht so kompliziert wie ich erst dachte, aber die Spieler waren unschlagbare Profis.
Einen Tag waren wir von bis abends auf dem Feld und haben Zwiebelsamen ausgesäht. Nachdem ich sie davon überzeugt habe, dass "wir Weißen" auch anpacken können und kein Problem damit haben uns dreckig zu machen konnten wir loslegen. Erst wird der Boden aufgelockert und in Bahnen eingeteilt. Der Sand wird glatt gemacht und einmal gegossen, bevor die Samen ausgesträut werden. Danach wird eine weitere Schicht Sand darüber gehäuft und festgedrückt. Nachdem alles noch einmal schön gegossen wurde, werden die Beete mit Palmwedeln abgedeckt. Von nun an muss jeden Tag drei Mal gegossen werden und sobald die ersten grünen Triebe kommen, können die Palmwedel entfernt werden. Nach vier Monaten können die Zwiebeln dann geerntet und verkauft werden.
Die restliche Zeit habe ich stundelange Spaziergänge am Strand gemacht oder bin auf dem Stumpf einer Palme gesessen und habe die Füße baumeln lassen. Ich mag das Leben hier sehr aber auf Dauer würde es mir zu langweilig und eintönig werden.
Am Freitag wurde die Weltmeisterschaft in Südafrika eröffnet und von da an lief der Generator auf Hochturen und das "Kino" war rappel voll. Das Kino bastand aus einem Raum aus geflochtenen Palmwedeln mit zehn Sitzreihen aus Holzbänken und einem kleinen Fernseher. Die jeweiligen Spiele für den Tag wurden auf einer Tafel angekündigt mit Uhrzeit und Eintrittspreis, 10 cent pro Spiel kostete der Spaß! Es war immer eine super Stimmung und ich wäre so gern dabei gewesen als Ghana gespielt hat. Auffällig war nur dass bei keinem Spiel auch nur eine einzige Frau dabei war.
Als Klo dient hier der Busch oder der Strand. Wenn man "Groß" muss gräbt man sich ein Loch, setzt sein Häufchen hinein und schaufelt es wieder zu. Es wird immer gesagt die Menschen in den Dörfern würden so unhygienisch leben, im Verhältnis zu Accra oder Teshie stimmt das meiner Meinung nach gar nicht. Die offenen Abwasserkanäle und die nach Urin stinkenden Rinnsale über die Straßen sind sicher viel unhygienischer. Überhaupt ist hier in Partukorpe alles viel sauberer und die Luft ist angenehm rein. Während sich in den Städten der Müll stapelt, wird hier jeden Morgen alles zusammen gefegt und in extra dafür gegrabenen Löchern entsorgt.
Wenn ich mir eine Kindheit in Accra oder Parukorpe aussuchen könnte, würde ich Partukorpe wählen. Wenn nur die Schulen besser oder überhaupt verhanden wären, die medizinische Versorgung besser wäre und die Zukunftschancen gleich wären. Ich weiß das sind viele "wenns" aber in Accra bilden die Mauern ein Hindernis und überall ist Dreck und so viel Verkehr. Hier haben die Kinder immer jemand zum spielen, können den ganzen Tag im Freien sein und am Strand herum tollen. Das ganze Dorf scheint wie eine große Familie, es gibt viel mehr Gemeinschaft und Zusammensein!
Die Woche ging viel zu schnell rum und schon musste ich wieder zurück nach Accra, weil ich ja eh schon eine Woche Schule geschwänzt habe. Ich wollte so gerne einen Tag mit den Fischern aufs Meer fahren aber leider ist daraus nichts geworden weil sie wegen dem Regen die ganze Woche nicht fischen gehen konnten. Aber das holen wir auf jeden Fall nach wenn meine Schwester hier ist, ich werde also noch mindestens einmal nach Partukorpe fahren.
Jetzt sind wir vier Obrunis im Haus, da noch drei Praktikantinnen aus Deutschland gekommen sind, die alle richtig nett sind. Gestern waren wir den ganzen Tag in Accra und am Mittwoch werden wir wieder nach Accra fahren, wenn Ghana gegen Deutschland spiel. Wir haben uns schon Ghana Trikos gekauft. Am nächsten Wochen machen wir einen Trommel Workshop und das Wochenende drauf fahren wir alle zusammen nach Kumasi.
Die letzten drei Wochen Schule werden also wie im Flug vergehen. Dann kommt auch schon mein Schwesterherz zu Besuch und dann wird nochmal die letzten sechs Wochen gereist. Ich freu mich sooo! :-)
Gerade kann ich mir gar nicht vorstellen, dass ich schon so bald wieder in Deutschland bin, die letzten Monate sind so verdammt schnell vergangen. Ich freu mich richtig euch alle wiederzusehen, aber ich werde meine Klasse, meine Freunde und überhaupt fast alles hier schrecklich vermissen. Aber noch ist ein bisschen Zeit und die werde ich nochmal richtig geniesen!
Ganz liebe Grüße!
Meine erste Woche in Partukorpe! Endlich hat es geklappt: Ich habe eine woche hier gelebt und viel mehr von dem Alltag mitbekommen, über den ich so viel erzählt habe ohne wirklich etwas darüber zu wissen.
Am Sonntag bin ich mit dem Trotro nach Ada gefahren. Dort sollte ich von John abgeholt werden, wie sich jedoch herausstellte bin ich ein bisschen zu weit gefahren. Die Leute dort waren aber super lieb und hilfsbereit, einer kannte John sogar persönlich und so war alles schnell geklärt. Es ging also zu dritt auf das Montorrad-Taxi gequetscht weiter nach Partukorpe. Während wir über die holprige Schotterpiste fuhren, drehten sich alle Gesichter nach uns um. Es war herrliches Wetter und die frische Meerluft wehte uns um die Nase; endlich raus aus der hektischen, stickigen Großstadt. Danach sind wir erstmal durchs Dorf gegangen um alle zu bergrüßen und überall wurde ich herzlich wilkommen geheißen.
Die Hütte bestand aus einem Wohn- und einem Schlafzimmer und einer angebauten, mit Palmwedeln abgeschirmten Freilichtdusche. Das Essen war verdammt lecker, wenn auch nicht sehr abwechslungsreich; jeden Morgen gab es Reis, mittags Kekej und am Abend Banku. Entweder haben wir an einem der kleinen Stände gegessen oder im Schatten einer Palme vor der Hütte.
Ich habe mich gleich so richtig zu Hause gefühlt, es kam mir so vor als hätte ich schon ewig in Partukorpe gelebt und die Woche ging viel zu schnell herum. Eigentlich habe ich gedacht ich könnte bei dem Bau des Gebäudes für die Klinik und die Schule helfen, der Tischler hatte aber Malaria und so konnten die Arbeiten leider die ganze Woche nicht fortgesetzt werden. Die Mauern stehen komplett, jetzt fehlt nur noch das Dach und dann kann auch schon verputzt werden. Das Gebäude wird also hoffentlich bald eingeweiht, damit schnell die ersten Lehrer und Krankenschwestern ihre Arbeit aufnehmen können.
Die Woche verlief also ganz anders wie geplant und trotzdem ist mir nie langweilig geworden. Wenn ich nicht gerade am Strand war oder mit den Kindern herumgetollt bin, habe ich beim Zwiebeln pflanzen geholfen oder saß mit den Männern unter einer Palme und habe Dame gespielt.
Am ersten Tag hielten die Kinder alle noch einen Sicherheitsabstand und haben mich aus sicherer Entfernung betrachtet. Ich bin also erstmal zum Strand gegangen und sobald ich im Sand saß tauchten schon die ersten Kinder auf. Schon bald war das Eis gebrochen und sie hangelten und kletterten auf mir herum und erkundeten meine Haut und ganz besonders meine Haare. Den ganzen Tag war ich von Kindern umgeben; erst drei, dann zehn und später über zwanzig. Wir haben Fangen und Verstecke gespielt, Grimassen gezogen, komische Laute von uns gegeben und vorallem sehr viel gelacht. Ich habe ihnen Faul-Ei beigebracht, wovon sie gar nicht genug kriegen konnten, genauso wie von den Luftballons. Ich hatte so viel Spaß wie schon lange nicht mehr und mir ist klar geworden, dass Sprache nicht die einzige Möglichkeit ist sich zu verständigen! Ich habe den Kindern ein paar englische Wörter beigebracht und das ABC und Zahlen in den Sand geritz und alle waren fleißig dabei. Die meiste Zeit waren wir jedoch am Strand. Wir sind im Sand herum getollt, haben spritzend Wettrennen durch die Wellen gemacht und sind die Böschung herunter gesprungen, gekugelt und gerollt. Wir haben Purzelbäume und Kopfstände gamacht und immer und immer wider musste ich die Kinder auf den Schultern durch die Gegend tragen. Gerade als wir gehen wollten bemerkten wir den Regenbogen, der sich über die Palmen spannte und im Meer zu versinken schien. Glücklich und von oben bis unten voll mit Sand haben wir uns auf den Rückweg zum Dorf gemacht, fünf Kinder an jeder Hand. Abends saßen wir öfters vor der Hütte im Stand und die Kinder haben Musik gemacht und getanzt. Als Instrumente dienten eine Weinflasche, ein Kanister und eine rostige Blechdose- das Ergebnis konnte sich sehen oder besser gesagt hören lassen!
Nachmittags saß ich meistens mit den Männern auf den Holzbänken im schatten einer Palme und habe ihnen beim Dame spielen zugeschaut. Irgendwan wurde ich aufegfordert zum spielen und von da an habe ich midestens dreißig Mal hintereinander gespielt. Sofort waren wir von umringt und von allen Seiten wurden mir Tipps gegeben, es war also kein Wunder dass ich die Hälfte der Spiele gewonnen habe. Das Spiel an sich war gar nicht so kompliziert wie ich erst dachte, aber die Spieler waren unschlagbare Profis.
Einen Tag waren wir von bis abends auf dem Feld und haben Zwiebelsamen ausgesäht. Nachdem ich sie davon überzeugt habe, dass "wir Weißen" auch anpacken können und kein Problem damit haben uns dreckig zu machen konnten wir loslegen. Erst wird der Boden aufgelockert und in Bahnen eingeteilt. Der Sand wird glatt gemacht und einmal gegossen, bevor die Samen ausgesträut werden. Danach wird eine weitere Schicht Sand darüber gehäuft und festgedrückt. Nachdem alles noch einmal schön gegossen wurde, werden die Beete mit Palmwedeln abgedeckt. Von nun an muss jeden Tag drei Mal gegossen werden und sobald die ersten grünen Triebe kommen, können die Palmwedel entfernt werden. Nach vier Monaten können die Zwiebeln dann geerntet und verkauft werden.
Die restliche Zeit habe ich stundelange Spaziergänge am Strand gemacht oder bin auf dem Stumpf einer Palme gesessen und habe die Füße baumeln lassen. Ich mag das Leben hier sehr aber auf Dauer würde es mir zu langweilig und eintönig werden.
Am Freitag wurde die Weltmeisterschaft in Südafrika eröffnet und von da an lief der Generator auf Hochturen und das "Kino" war rappel voll. Das Kino bastand aus einem Raum aus geflochtenen Palmwedeln mit zehn Sitzreihen aus Holzbänken und einem kleinen Fernseher. Die jeweiligen Spiele für den Tag wurden auf einer Tafel angekündigt mit Uhrzeit und Eintrittspreis, 10 cent pro Spiel kostete der Spaß! Es war immer eine super Stimmung und ich wäre so gern dabei gewesen als Ghana gespielt hat. Auffällig war nur dass bei keinem Spiel auch nur eine einzige Frau dabei war.
Als Klo dient hier der Busch oder der Strand. Wenn man "Groß" muss gräbt man sich ein Loch, setzt sein Häufchen hinein und schaufelt es wieder zu. Es wird immer gesagt die Menschen in den Dörfern würden so unhygienisch leben, im Verhältnis zu Accra oder Teshie stimmt das meiner Meinung nach gar nicht. Die offenen Abwasserkanäle und die nach Urin stinkenden Rinnsale über die Straßen sind sicher viel unhygienischer. Überhaupt ist hier in Partukorpe alles viel sauberer und die Luft ist angenehm rein. Während sich in den Städten der Müll stapelt, wird hier jeden Morgen alles zusammen gefegt und in extra dafür gegrabenen Löchern entsorgt.
Wenn ich mir eine Kindheit in Accra oder Parukorpe aussuchen könnte, würde ich Partukorpe wählen. Wenn nur die Schulen besser oder überhaupt verhanden wären, die medizinische Versorgung besser wäre und die Zukunftschancen gleich wären. Ich weiß das sind viele "wenns" aber in Accra bilden die Mauern ein Hindernis und überall ist Dreck und so viel Verkehr. Hier haben die Kinder immer jemand zum spielen, können den ganzen Tag im Freien sein und am Strand herum tollen. Das ganze Dorf scheint wie eine große Familie, es gibt viel mehr Gemeinschaft und Zusammensein!
Die Woche ging viel zu schnell rum und schon musste ich wieder zurück nach Accra, weil ich ja eh schon eine Woche Schule geschwänzt habe. Ich wollte so gerne einen Tag mit den Fischern aufs Meer fahren aber leider ist daraus nichts geworden weil sie wegen dem Regen die ganze Woche nicht fischen gehen konnten. Aber das holen wir auf jeden Fall nach wenn meine Schwester hier ist, ich werde also noch mindestens einmal nach Partukorpe fahren.
Jetzt sind wir vier Obrunis im Haus, da noch drei Praktikantinnen aus Deutschland gekommen sind, die alle richtig nett sind. Gestern waren wir den ganzen Tag in Accra und am Mittwoch werden wir wieder nach Accra fahren, wenn Ghana gegen Deutschland spiel. Wir haben uns schon Ghana Trikos gekauft. Am nächsten Wochen machen wir einen Trommel Workshop und das Wochenende drauf fahren wir alle zusammen nach Kumasi.
Die letzten drei Wochen Schule werden also wie im Flug vergehen. Dann kommt auch schon mein Schwesterherz zu Besuch und dann wird nochmal die letzten sechs Wochen gereist. Ich freu mich sooo! :-)
Gerade kann ich mir gar nicht vorstellen, dass ich schon so bald wieder in Deutschland bin, die letzten Monate sind so verdammt schnell vergangen. Ich freu mich richtig euch alle wiederzusehen, aber ich werde meine Klasse, meine Freunde und überhaupt fast alles hier schrecklich vermissen. Aber noch ist ein bisschen Zeit und die werde ich nochmal richtig geniesen!
Ganz liebe Grüße!
Schule und Regenzeit
Nachdem sich meine letzten Berichte hauptsächlich um meine Reisen gedreht haben, dachte ich es wird mal wieder Zeit ein bisschen über die Schule zu berichten. Obwohl es im eigentlichen Sinne nicht so viel über den Unterricht zu erzählen gibt, weil den ersten Monat 80 Prozent von den Stunden ausgefallen sind, ist doch sehr viel Aufregendes passiert.
Wenn ihr euch fragt wie es sein kann, dass über so einen langen Zeitraum so verdammt viel Unterricht ausfällt, kann ich gleich mehrere Gründe nennen: Schulgebühren, ein kaputtes Dach und die Regenzeit.
Die erste Woche waren wir meist nur zwischen fünf und fünfzehn Schüler in der Klasse, von insgesamt 60, weil die Schulgebühren kontrolliert wurden. Alle mussten also am Tor ihre Quittung zeigen und jeder der sie entweder vergessen oder noch nicht gezahlt hatte wurde nach Hause geschickt, Tag für Tag. Nach ungefähr zwei Wochen hatten dann so gut wie alle ihre Schulgebühr gezahlt, dem Unterricht stand also eigentlich nichts mehr im Weg, wäre da nicht unser Dach gewesen. Zusätzlich hatte auch noch die Regenzeit begonnen.
Zu der Zeit war noch ungefähr die Hälfte unseres Daches vorhanden, doch mit jedem Regen wurde es weniger, bis wir am Schluss ganz unter freiem Himmel saßen. Die letzten Wochen hat es fast jeden zweiten Tag geregnet, manchmal ohne Unterbrechung von Morgens bis Abends.
Wenn Regen im Anzug ist, kann man ihn fast riechen, sofort hängt eine ganz andere Stimmung in der Luft. Zuerst ziehen sich die Wolken zusammen, der Himmel verdunkelt sich, es wird richtig kühl und es beginnt zu winden. Innerhalb von Sekunden fängt es an zu prasseln, das Wasser läuft in Strömen und draußen bilden sich Pfützen und kleine Bäche.
In unserem Fall verwandelte sich auch das Klassenzimmer in einen "swimming pool". Sobald es die ersten Anzeichen für Regen gab, wurden alles Sachen zusammengepackt und alle verließen fluchtartig die Klasse um sich irgendwo unterzustellen. Wir konnten richtig zusehen wie nach und nach eine Platte des Wellblechdaches nach der anderen vom Regen und Wind mitgerissen wurde. Während wir im Freien herumlungerten, verriegelten sich die Lehrer im Lehrerzimmer vorm Fernseher.
Wir hatten also wieder kein Unterricht, wenn nicht gerade wegen dem Regen dann wegen der Sonne. Selbst die Lehrer die überhaupt zur Klasse kamen, verließen sie nach fünf Minuten schon wieder. Ich hab mich gefragt für was wir eigentlich Schulgeld bezahlt haben. Erst haben sie so einen Stress gemacht und alle nach Hause geschickt und jetzt wo alle gezahlt haben bekommen sie nichts dafür.
Ich war weniger über den Unterrichtsausfall erstaunt als darüber, dass die Schüler trotzdem jeden Tag zur Schule gekommen sind um acht Stunden in der Klasse zu sitzen ohne dass sich auch nur ein einziger Lehrer blicken ließ. Später haben wir dann begonnen früher nach Hause zu gehen, sobald sich die Gelegenheit dazu bot und die Torwächter gerade Mal nicht so wachsam waren.
Der Heimweg nach dem Regen gestaltete sich immer als kleine Herausforderung, weil sich die Straßen und Gässchen in die reinsten, mit kleinen Bächen durchzogenen, Schlammwüsten verwandelten. Aber ein bisschen Abenteuer muss sein! :-)
Manchmal fing es schon vor der Schule an zu regnen, dann saß ich auch ein paar mal alleine klitschnass im Klassenzimmer. Die anderen Schüler und auch Lehrer kamen entweder später oder blieben gleich ganz zu Hause. Das könnten wir in Deutschland auch mal einführen, oder? Bei Regen und natürlich Schnee gibt es Schul- und Arbeitsfrei!
An einem Tag kam das Fernsehen um die Klassenzimmer zu filmen und ein paar Interviews mit der Schulleiterin, den Lehrern und Schülern zu führen. Nachdem die Aufnahme in den Abendnachrichten ausgestrahlt worden waren, erklärte sich die Regierung bereit die Kosten für die Renovierung zu tragen.
Direkt am Meer wurde außerdem ein neuer Block gebaut mit zwölf Klassenzimmer, die gerade fertiggestellt worden waren, es gab also freie Räume. Jeden Tag wurde uns versprochen, dass wir umziehen würden, wochenlang, während noch immer der ganze Unterricht ausfiel. Nachdem wir einen Monat vertröstet worden waren, wurde beschlossen zu "streiken". Die ganze Klasse ist also zum Lehrerzimmer marschiert um anzukünden, dass wir alle nach Hause gehen würden wenn wir keine neues Klassenzimmer bekommen würden. Sofort waren die Schulleiterin und andere Lehrer zur Stelle und haben den Protest im Keim erstickt, mit der Androhung die ganze Klasse für zwei Woche von der Schule zu verweisen. Am nächsten Tag mussten die ganzen Eltern zur Schule kommen und sofort wurden ihnen die wildesten Geschichten erzählt, wir seien mit Plakaten schreiend durch die Schule und durch die Stadt gerannt und hätten was weiß ich noch schlimmes angestellt. Letztendlich wurde beschlossen, dass wir unter Beobachtung stehen und für die nächsten Wochen Gras entfernen müssen.
Ich bin noch immer fest davon überzeugt, dass wir im Recht waren! Ich denke dass die Schulleiterin panische Angst hatte, dass das irgendwie an die Öffentlichkeit gelangen könnte, weil sie das Geld für die Renovierung schon viel früher erhalten hatte. Ich glaube eher, dass es außerhalb der Schule Proteste gegeben hätte wenn rausgekommen wäre, dass eine ganze Klasse vom der Schule suspendiert worden ist, nur weil sie auf ihr Recht auf Unterricht gepocht hat, wofür sie ja schließlich bezahlt haben.
Vor zwei Wochen wurde endlich das ganze Dach neu gedeckt und der Unterricht findet auch wieder statt. Ja und wir gehen brav Unkraut jäten. Ich konnte sie mal wieder überzeugen dass auch ein Weißer mit einer Machete umgehen und anpacken kann.
Wenn ihr euch fragt wie es sein kann, dass über so einen langen Zeitraum so verdammt viel Unterricht ausfällt, kann ich gleich mehrere Gründe nennen: Schulgebühren, ein kaputtes Dach und die Regenzeit.
Die erste Woche waren wir meist nur zwischen fünf und fünfzehn Schüler in der Klasse, von insgesamt 60, weil die Schulgebühren kontrolliert wurden. Alle mussten also am Tor ihre Quittung zeigen und jeder der sie entweder vergessen oder noch nicht gezahlt hatte wurde nach Hause geschickt, Tag für Tag. Nach ungefähr zwei Wochen hatten dann so gut wie alle ihre Schulgebühr gezahlt, dem Unterricht stand also eigentlich nichts mehr im Weg, wäre da nicht unser Dach gewesen. Zusätzlich hatte auch noch die Regenzeit begonnen.
Zu der Zeit war noch ungefähr die Hälfte unseres Daches vorhanden, doch mit jedem Regen wurde es weniger, bis wir am Schluss ganz unter freiem Himmel saßen. Die letzten Wochen hat es fast jeden zweiten Tag geregnet, manchmal ohne Unterbrechung von Morgens bis Abends.
Wenn Regen im Anzug ist, kann man ihn fast riechen, sofort hängt eine ganz andere Stimmung in der Luft. Zuerst ziehen sich die Wolken zusammen, der Himmel verdunkelt sich, es wird richtig kühl und es beginnt zu winden. Innerhalb von Sekunden fängt es an zu prasseln, das Wasser läuft in Strömen und draußen bilden sich Pfützen und kleine Bäche.
In unserem Fall verwandelte sich auch das Klassenzimmer in einen "swimming pool". Sobald es die ersten Anzeichen für Regen gab, wurden alles Sachen zusammengepackt und alle verließen fluchtartig die Klasse um sich irgendwo unterzustellen. Wir konnten richtig zusehen wie nach und nach eine Platte des Wellblechdaches nach der anderen vom Regen und Wind mitgerissen wurde. Während wir im Freien herumlungerten, verriegelten sich die Lehrer im Lehrerzimmer vorm Fernseher.
Wir hatten also wieder kein Unterricht, wenn nicht gerade wegen dem Regen dann wegen der Sonne. Selbst die Lehrer die überhaupt zur Klasse kamen, verließen sie nach fünf Minuten schon wieder. Ich hab mich gefragt für was wir eigentlich Schulgeld bezahlt haben. Erst haben sie so einen Stress gemacht und alle nach Hause geschickt und jetzt wo alle gezahlt haben bekommen sie nichts dafür.
Ich war weniger über den Unterrichtsausfall erstaunt als darüber, dass die Schüler trotzdem jeden Tag zur Schule gekommen sind um acht Stunden in der Klasse zu sitzen ohne dass sich auch nur ein einziger Lehrer blicken ließ. Später haben wir dann begonnen früher nach Hause zu gehen, sobald sich die Gelegenheit dazu bot und die Torwächter gerade Mal nicht so wachsam waren.
Der Heimweg nach dem Regen gestaltete sich immer als kleine Herausforderung, weil sich die Straßen und Gässchen in die reinsten, mit kleinen Bächen durchzogenen, Schlammwüsten verwandelten. Aber ein bisschen Abenteuer muss sein! :-)
Manchmal fing es schon vor der Schule an zu regnen, dann saß ich auch ein paar mal alleine klitschnass im Klassenzimmer. Die anderen Schüler und auch Lehrer kamen entweder später oder blieben gleich ganz zu Hause. Das könnten wir in Deutschland auch mal einführen, oder? Bei Regen und natürlich Schnee gibt es Schul- und Arbeitsfrei!
An einem Tag kam das Fernsehen um die Klassenzimmer zu filmen und ein paar Interviews mit der Schulleiterin, den Lehrern und Schülern zu führen. Nachdem die Aufnahme in den Abendnachrichten ausgestrahlt worden waren, erklärte sich die Regierung bereit die Kosten für die Renovierung zu tragen.
Direkt am Meer wurde außerdem ein neuer Block gebaut mit zwölf Klassenzimmer, die gerade fertiggestellt worden waren, es gab also freie Räume. Jeden Tag wurde uns versprochen, dass wir umziehen würden, wochenlang, während noch immer der ganze Unterricht ausfiel. Nachdem wir einen Monat vertröstet worden waren, wurde beschlossen zu "streiken". Die ganze Klasse ist also zum Lehrerzimmer marschiert um anzukünden, dass wir alle nach Hause gehen würden wenn wir keine neues Klassenzimmer bekommen würden. Sofort waren die Schulleiterin und andere Lehrer zur Stelle und haben den Protest im Keim erstickt, mit der Androhung die ganze Klasse für zwei Woche von der Schule zu verweisen. Am nächsten Tag mussten die ganzen Eltern zur Schule kommen und sofort wurden ihnen die wildesten Geschichten erzählt, wir seien mit Plakaten schreiend durch die Schule und durch die Stadt gerannt und hätten was weiß ich noch schlimmes angestellt. Letztendlich wurde beschlossen, dass wir unter Beobachtung stehen und für die nächsten Wochen Gras entfernen müssen.
Ich bin noch immer fest davon überzeugt, dass wir im Recht waren! Ich denke dass die Schulleiterin panische Angst hatte, dass das irgendwie an die Öffentlichkeit gelangen könnte, weil sie das Geld für die Renovierung schon viel früher erhalten hatte. Ich glaube eher, dass es außerhalb der Schule Proteste gegeben hätte wenn rausgekommen wäre, dass eine ganze Klasse vom der Schule suspendiert worden ist, nur weil sie auf ihr Recht auf Unterricht gepocht hat, wofür sie ja schließlich bezahlt haben.
Vor zwei Wochen wurde endlich das ganze Dach neu gedeckt und der Unterricht findet auch wieder statt. Ja und wir gehen brav Unkraut jäten. Ich konnte sie mal wieder überzeugen dass auch ein Weißer mit einer Machete umgehen und anpacken kann.
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