Seit meinem letzten Bericht sind nun schon mehr als zwei Monate vergangen und es gibt entsprechend viel zu berichten. Ich wollte schon viel früher schreiben aber die Verbindung im Internet-Café ist so langsam, dass ich schon beim E-Mail schreiben verzweifelt bin. Jetzt haben wir wieder Internet und in Zukunft wird regelmäßig berichtet!
Und dann standen wir vor den zwei kleinen Hütten von Sammys Familie, die für die nächsten zehn Tage unser zu Hause waren. Die Wohnhütte bestand aus drei winzigen Zimmern, eines als Wohnzimmer und die anderen als Schlafzimmer. Für unseren Besuch hatten sie ein Zimmer geräumt, auf dessen Fußboden eine Strohmatte lag, die das ganze Zimmer ausfüllte und auf der wir zu dritt gerade so Platz hatten. Die andere Hütte dient als Vorratskammer und vor allem während der Regenzeit als Küche, mit Feuerstelle in der Mitte des Raumes. Da es weder Strom noch Wasser gab, war alles so ruhig und friedlich und es hing ein frischer, feuchter Waldgeruch in der Luft. Ein krasser Gegensatz zu dem lauten, hektischen Chaos der Großstädte. Überall zwitscherten die Vögel und in den hohen Bäumen hingen leuchtend rote Blüten.
Über Weihnachten und Silvester waren Sarah und ich mit Sammy, meinem Klassenkameraden, in einem kleinen Dorf in der Nähe von Kumasi. Zehn Tage haben wir mit seiner Familie in ihrer kleinen Hütte gelebt und eine ganz andere Seite des ghanaischen Lebens kennen gelernt. Einen Tag vor Heilig Abend sind wir um drei Uhr morgens aufgestanden und haben uns mit Rucksäcken und einer Tasche voll Plätzchen bepackt auf den Weg gemacht. Es folgte eine lange aber lustige Fahrt mit vielen Hubbeln in drei verschiedenen Trotros und anschließend zwei Taxis. Der letzte Abschnitt ging nur noch über eine rote, hügelige Schotterpiste umgeben von Bergen, bedeckt mit einem dichten, grünen Wald. Als wir ankamen, wurden wir schon erwartet und herzlich willkommen geheißen. Den restlichen Weg zum Dorf gingen wir zu Fuß auf einem kleinen Pfad durch den Wald. Der Weg schlängelte sich zu Beginn durch eine Orangenplantage an deren Bäumen unzählige, gelbe, duftende Orangen hingen. Dann viel der Weg ab, gesäumt von grünem Gebüsch und Palmen bis zu dem sandigen Ufer des Flusses Pra. Am Ufer angekommen haben wir alle unsere Schuhe ausgezogen und sind durch das angenehm kühle Wasser gewatet, dass mir in der Mitte bis zur Hüfte reichte. Danach liefen wir barfüßig durch einen lichten Wald aus Kakao-Bäumen, unter unseren Sohlen eine weiches Bett aus Blättern. Hinter der Plantage lag ein kleines Dorf aus ungefähr dreißig Hütten, größtenteils aus rotem Lehm. Nachdem wir dem halben Dorf vorgestellt und wieder und wieder willkommen geheißen worden sind, ließen wir das Dörfchen hinter uns und folgten wieder dem schmalen Pfad, hinein in einen Wald aus Palmen. Immer wieder tauchte auf einer kleinen Lichtung eine Ansammlung von zwei oder drei Hütten auf.
Und dann standen wir vor den zwei kleinen Hütten von Sammys Familie, die für die nächsten zehn Tage unser zu Hause waren. Die Wohnhütte bestand aus drei winzigen Zimmern, eines als Wohnzimmer und die anderen als Schlafzimmer. Für unseren Besuch hatten sie ein Zimmer geräumt, auf dessen Fußboden eine Strohmatte lag, die das ganze Zimmer ausfüllte und auf der wir zu dritt gerade so Platz hatten. Die andere Hütte dient als Vorratskammer und vor allem während der Regenzeit als Küche, mit Feuerstelle in der Mitte des Raumes. Da es weder Strom noch Wasser gab, war alles so ruhig und friedlich und es hing ein frischer, feuchter Waldgeruch in der Luft. Ein krasser Gegensatz zu dem lauten, hektischen Chaos der Großstädte. Überall zwitscherten die Vögel und in den hohen Bäumen hingen leuchtend rote Blüten.
Wir saßen auf einer Holzbank im Schatten eines Baumes und sofort stand ein ganzer Korb voll Orangen vor uns. Ich habe noch nie so saftige und süße Orangen gegessen und in kurzer Zeit hatte jeder von uns mindestens zehn Orangen verdrückt. Wir saßen gemeinsam am Feuer, wo „Mama“ jeden Tag leckere ghanaische Gerichte zubereitete. Seit ich in Ghana bin, habe ich noch nie so üppig und köstlich gegessen wie in dieser Woche. Wir saßen gemeinsam im Freien und haben mit der ganzen Familie aus einer Schüssel gegessen, typisch ghanaisch mit der Hand! Neben der Feuerstelle war die Dusche im Freien, ein kleiner Platz umstellt mit Palmwedeln als Sichtschutz. Als wir duschen gingen war es schon dunkel und nur der Mond spendete schwaches Licht. Das kalte Wasser war herrlich und nur wenige Meter entfernt prasselte das Feuer, um das die ganze Familie saß und sich lachend unterhielt. Bis spät in die Nacht saßen wir am Feuer und haben uns mit Händen und Füßen auf Ga verständigt. Im Baum hing das Radio und trillerte munter vor sich hin. Ansonsten war es so still, dass nur das Zirpen der Grillen und die Schreie der Tiere im Wald zu hören waren. Die Nacht war stockdunkel und die Glühwürmchen leuchteten mit den unzähligen Sternen um die Wette. Unsere Hütte! Feuerstelle mit Dusche im Hintergrund! Der Donnerbalken oder "Airport" Jeden Tag sind wir mit Anbruch der Dämmerung, noch vor fünf, aufgestanden und haben den Hof gefegt. Danach haben wir uns auf den Weg zum Wasserloch gemacht. Der Pfad führte durch den Wald und ging die letzten paar hundert Meter bergab und die letzten Meter führten über wacklige Holzbalken. Das Wasserloch lag mitten im Gebüsch und war ungefähr einen Meter breit. Nachdem wir unsere Kanister gefüllt hatten, wurde jedem ein Tuch zwischen Kopf und Kanister geklemmt, für mehr Tragekomfort! Die ersten Meter habe ich ziemlich geschwankt, ich wusste nicht wie schwer 20 Liter sein können, doch mit jedem Tag sah es ein bisschen eleganter aus. Das morgendliche Zähneputzen! Nach dem Frühstück sind wir über den Fluss zu einer der Kakaoplantagen gegangen, wo schon eine Gruppe um einen riesigen Berg Kakaobohnen saß. Grün, gelb, orange und lila lagen sie da, in den Farben von Herbstblättern. Die Bohnen werden mit einer Machete aufgehackt und die weißen, glitschigen Kerne heraus geschabt. Dann kamen wir an die Reihe und haben die Bohnen abgelöst, die mit einer glitschigen Schicht an einer Art Stiel befestigt sind. Indem man sie mit der Hand zusammendrückt, glitschen sie zwischen den Fingern hervor. Bis zum Nachmittag wurde der Haufen immer kleiner, bis auch die letzte Bohne aufgehackt und ausgequetscht war. Dann saßen wir alle gemeinsam auf dem Waldboden und haben Reis gegessen. Jeden Tag waren wir mit Sammy, seinen Brüdern Ima und Isaac und den Jugendlichen aus dem Dorf im Fluss baden, haben Wettschwimmen gemacht, herumgealbert oder mit einer Orange Wasserball gespielt. Einseifen am Fluss! Abends sind wir ins Dorf gegangen und obwohl am 24. noch kein Weihnachten gefeiert wird, ließen die Männer den Palmwein fließen. Weil sie uns zu aufdringlich wurden und man den widerlichen Geruch meilenweit riechen konnte, haben wir uns schnell zur nächsten Gruppe gesellt. Das halbe Dorf hatte sich auf dem Dorfplatz versammelt um einen Film auf dem, vom einzigen Generator angetriebenen, Fernseher zu schauen. Es ist schön dass vieles, was bei uns schon so selbstverständlich geworden ist, hier noch etwas besonderes ist. Wo bei uns jeder alleine vor seinem Fernseher sitzt, wird es hier als Gelegenheit genutzt sich zu versammeln. Die Dorfgemeinschaft ist wie eine große Familie. All das wird verschwinden, wenn es hier in Zukunft Elektrizität geben wird. Am 25. findet das richtige Weihnachtsfest statt. Nach dem Fegen haben wir Sammy's Onkel am anderen Ende der Plantagen besucht. Als wir aus dem tiefen, mit Efeu überwuchertem Wald aus Palme traten, sahen wir zwei kleine Hütten und die Weihnachtsvorbereitungen waren im vollen Gange. In den Bäumen hingen bunte Luftballons und die traditionelle Zeremonie wurde vorbereitet. Sofort wurden Bänke ins Freie getragen und alle setzten sich zu uns. Wir wurden so gastfreundlich behandelt, dass wir fast ein schlechtes Gewissen hatten. Wir bekamen eiskalte Cola und Kekse gereicht, die wahrscheinlich für die Familie gedacht waren. Doch ablehnen war sinnlos und wäre unhöflich gewesen und sie waren glücklich mit uns Weihnachten feiern zu können. Die Männer und Jungen zogen ihre Schuhe aus und stellten sich für die Zeremonie auf. Der Vater hatte ein rotes Tuch umgebunden und begann die Götter und Ahnen anzurufen. Dabei wurden mehrere Sorten hochprozentiger Alkohol auf den Boden geschüttet. Der Mann sprach Ewe, das wie ein melodisches Singsang klang; eine der schönsten Sprachen die ich je gehört habe. Nachdem das Ganze auf der anderen Seite des Hofes wiederholt worden war, zogen sie ihre Schuhe wieder an und gesellten sich zu uns. Jetzt kam der Geisterbeschwörer, nur in ein weißes Tuch gehüllt. Sein Blick war starr in die Ferne gerichtet und er war fast ein bisschen unheimlich. Ein Stuhl wurde uns gegenüber aufgestellt und weißer Puder auf die Sitzfläche und den Boden gestreut, bevor der Mann platz nahm. Es folgte eine komplizierte Begrüßungszeremonie, bevor er die Geister anrief und ebenfalls Alkohol auf den Boden schüttete. Danach wurde der Geisterbeschwörer verabschiedet und verschwand so geheimnisvoll im Wald wie er gekommen war. Eine Ziege wurde herangeführt, die ihr Schicksal zu ahnen schien und jämmerlich schrie. Sie bekam noch ein letztes Mal Wasser gereicht, bevor ihr die Kehle mit einer Machete durchgeschnitten wurde. Der Hals wurde nach hinten gebogen und das heraus spritzende Blut über den Eingang zum Hof verteilt, um Geister fern zu halten. Noch Minuten später zuckte das Schwänzchen und der durchtrennten Luftröhre entwichen röchelnde Geräusche. Als Ex-Vegetarierin war ich erstaunt, dass ich keinerlei Probleme hatte dabei zuzusehen. Ein Feuer wurde entfacht und die komplette Ziege in die Flammen gehalten, bis das Fell abgeschmort war. Dann wurde das verbrannte Fell abgekratzt und die Haut mit Seife sauber geschrubbt. Während wir neben dem Feuer saßen bekamen Zuckerreis und gegrillten Mais zum Essen und nachdem die Ziege ausgenommen worden war wurde extra für uns das „Delikates-Stück“ der Ziege gegrillt. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Herz gegessen! Obwohl wir schon mehr als satt waren, mussten wir später noch Ziegenfleisch essen. Sie waren so unglaublich gastfreundlich und bevor wir uns wieder auf den Rückweg gemacht haben, gab uns der Vater noch einen Rat und seinen Segen mit auf den Weg. Der Weihnachtsbaum! Die Zeremonie! Als wir zurück waren, stand schon das Mittagessen auf dem Tisch und weil er so lecker war aßen wir obwohl wir noch immer satt waren. Den restlichen Tag besuchten wir einen Verwandten nach dem anderen und überall wurden wir mit herrlichen Speisen bewirtet. Nachmittags waren wir schwimmen und danach mussten wir schon wieder essen. Ich war so voll wie noch nie und hatte an diesem Tag mehr als acht Mahlzeiten gegessen. Bevor wir ins Bett gingen saßen wir noch am Feuer und haben geredet und gesungen. Es war ein wunderschönes Weihnachten, wenn auch auf eine ganz andere Art. Am nächsten Tag sind wir mit der ganzen Familie auf eine andere Kakaoplantage gegangen, zu der wir ungefähr eine Stunde durch den Wald laufen mussten. Den Kopf unseres feierlichen Zuges bildete „Papa“, der barfüßig und mit dem dudelnden Radio unterm Arm voranging. Sarah und ich folgten mit viel zu kurzen Hosen von Sammy und ebenfalls barfüßig. Wir müssen einen lustigen Anblick geboten haben in den Dörfern, die wir durchquert haben. Den ganzen Tag haben wir die Bohnen von den Bäumen geschnitten und zusammen gesammelt. Die nächsten Tage haben wir die Bohnen aufgehackt und die Kerne ausgequetscht und sie zum Trocknen zur Hütte getragen. Mehrere Tage werden sie solange in der Sonne gewendet bis sie getrocknet sind. In Säcken verpackt werden sie zur Weiterverarbeitung an die großen Konzerne geliefert. Wenn ihr das nächste Mal Schokolade esst oder Kakao trinkt genießt es, denn es ist eine harte Arbeit! Von den Bäumen geschnitten ... ... entkernt ... ... und getrocknet! An Silvester haben wir uns abends auf den Weg ins Nachbardorf gemacht. Schon auf der Hälfte des Weges konnten wir die laute Musik, das Singen und Klatschen hören. Bevor wir jedoch in die Kirche gegangen sind, haben wir erstmal den einzigen Platz im ganzen Dorf gesucht an dem es Netz gab. Um Punkt elf Uhr saßen wir also in Ghana mitten in einem kleinen Dorf auf dem Boden und haben versucht Verbindung nach Deutschland zu bekommen und durften uns keinen Zentimeter von der Stelle bewegen. Wir kamen gerade noch rechtzeitig in der Kirche an um den Übergang ins neue Jahr zu erleben. Genau um Mitternacht brachen alle in Jubel aus und jeder schüttelte jedem die Hand um sich ein frohes neues Jahr zu wünschen. Wir wurden herzlich willkommen geheißen und auch uns wurde hundert Mal die Hand geschüttelt. Es war eine schöne Stimmung und alle schienen sich so nahe und vertraut. Danach wurde Sarah aufgefordert ein deutsches Weihnachtslied zu singen, worauf sie „Stille Nacht, heilige Nacht“ zum besten gab und die ganze Kirche zum jubeln brachte! Weil die Kirche bis zum nächsten Morgen gehen sollte gingen wir irgendwann nach draußen. Wir lagen im Gras und haben den Sternenhimmel bewundert und nach Sternschnuppen Ausschau gehalten, bis es zu kalt wurde und wir uns auf den Rückweg gemacht haben. Weil es schon so spät war haben wir beschlossen wach zu bleiben. Wir saßen am Feuer und haben Ima und Isaac geleuchtet, die zu unserem Abschied ein Huhn geschlachtet haben- um vier Uhr morgens. Bis zur Dämmerung saßen wir zusammen und haben uns zitternd an den Flammen gewärmt. Wir waren erleichtert als es langsam hell und wieder ein bisschen wärmer wurde. Noch ein letztes Mal haben wir den Hof gefegt und sind zum Wasserloch gegangen. Im Gegensatz zu meinem wackeligen ersten Versuch sah mein Gang nach dieser Woche fast gekonnt aus! Ein letztes Mal saßen wir alle gemeinsam im Hof unter dem Baum und haben aus einer große Schüssel Reis mit leckerer Soße gegessen. Mit schwerem Herzen haben wir uns von der ganzen Familie verabschiedet, die uns in dieser kurzen Zeit richtig ans Herz gewachsen ist, und haben uns auf die Heimfahrt gemacht. Es war eine tolle Erfahrung und eine wunderschöne Zeit! Orangen ohne Ende!
Wieder in der Großstadt zu sein war ein Schock, nach dieser Woche in der Natur. Alles war viel lauter, hektischer und stickiger, wie wir es davor wahrgenommen hatten. Es war aber auch schön wieder zurück zu sein und alle wieder zu sehen!
Wieder in der Großstadt zu sein war ein Schock, nach dieser Woche in der Natur. Alles war viel lauter, hektischer und stickiger, wie wir es davor wahrgenommen hatten. Es war aber auch schön wieder zurück zu sein und alle wieder zu sehen!
1 Kommentar:
Hallo Rita,
Wow,die Bilder sind alle echt total schön,aber für Dich ist es bestimmt noch vieel eindrucksvoller!!
Es war eht wieder spannend von deinem erlebten zu hören.
viele lieben Grüße aus Esslingen,von Nane!!
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