20. September 2009

Fischmarkt und Ausflug

Am Freitag Morgen waren wir mit Rose am Hafen in Tema. Für eine Klinik in Teshie hat sie 97 Krankenhausbetten gespendet bekommen. Obwohl es eine Spende ist, hatte Rose ziemliche Probleme ihre Container zu bekommen. Nachdem sie nun drei Monate am Hafen standen, musste sie viel Geld bezahlen um die Betten entladen zu können. Es scheint keine festen Bestimmungen zu geben und jeder will für irgendeine Leistung Geld. Abends sind wir dann auf den Fischmarkt gefahren. Rose's Vater ist der König der Fischern, die an der Küste der Greater Accra Region leben. Wie in dem Fischerdorf in Teshie, leben die Menschen in unglaublicher Armut. In kleinen, dicht beieinander stehenden Holzhütten. Viele Männer und Frauen haben keine Schulausbildung und die Meisten Kinder können nicht zur Schule gehen. In einem Hinterhof bieten einige Männer einen kostenlosen Tanzworkshop für die Kinder und Jugendliche an. Im Wasser und am Strand liegen hunderte der bunten Holzboote. Am Strand und auf dem Steg sitzen Männer und Jungen die die Netze flicken oder die zurückkehrenden Boote aus dem Wasser ziehen. Zwischen den Booten plantschen Kinder im Wasser und im Schatten unter den Booten liegen schlafende Menschen. Wenn wir nach Ada fahren werden wir vielleicht die Möglichkeit haben mit einem der Fischerboote herauszufahren. Am Samstag haben Seth, Astrid, Maureen und ich einen Ausflug in einen Botanischen Garten gemacht. Da der Garten in den Bergen liegt war es kühl und regnerisch. Zum ersten Mal hat es richtig geschüttet. Innerhalb von wenigen Minuten haben sich die Straßen in einen kleinen Bach verwandelt, der durch die Erde rot gefärbt war. So schnell wie der Regen angefangen hat war er dann auch wieder vorbei. Der Eintrittspreis für „Nicht Ghanaer“ war dreimal so hoch wie für Ghanaer. In dem Garten waren viele verschiedene Bäume und Pflanzen aus der ganzen Welt. Das schönste an dem Ausflug war allerdings die Ruhe, denn außer dem Gezwitscher der Vögel war nichts zu hörenzelte Hütten. Die Hüttet – kein Lärm und keine Musik. Hinter dem Botanischen Garten ist lange Zeit nichts außer Wald aus Palmen, Papaya-, Mango- und Kakaobäumen. Vereinzelt sieht man Hütten, die nur aus vier Stöcken an den Ecken und einem Dach aus getrockneten Palmwedeln bestehen. Diese Hütten sind an allen Seiten offen und schützen weder vor Wind noch vor Regen. Es gibt hier weder Wasser noch Strom und gekocht wir über dem Feuer. Diese Hütten liegen so versteckt, dass sie einem von der Straße gar nicht auffallen würden. Obwohl der Garten so weit von Accra entfernt liegt und wir ungefähr zwei Stunden unterwegs waren haben wir weniger als einen Euro für das Trotro bezahlt. Viele Trotros und Taxis fallen halb auseinander und kommen deswegen auch nicht so schnell vorwärts, dafür funktioniert bei allen die Hupe tadellos und ist auch ständig im Einsatz. Noch eine Erkenntnis: Eis essen in Ghana ist eine echte Herausforderung, weil das Eis schneller schmilzt als man mit Schlecken nachkommt. Deswegen gibt es das Eis meistens in verschweißten Plastikbeuteln, die man wie die Wassertüten an einer Ecke aufbeißt und ausdrückt. Das Eis schmeckt erstaunlich lecker!

Momentaufnahmen

16. September 2009

Festival

Am Freitag wollte mich Seth am Nachmittag abholen um in die Altstadt zu fahren. Bis er dann wirklich gekommen ist, war es letztendlich Mitternacht. Da es der letzte Tag des Festivals war, sind wir jedoch trotzdem gegangen. An das Zeitgefühl und die Pünktlichkeit der Ghanaer muss man sich eh erst mal gewöhnen. Aus gleich werden schnell mal ein paar Stunden. Schon auf dem Weg in die Altstadt, strömten von überall Menschen in die selbe Richtung. Am letzten Tag des Festivals bleibt ganz Teshie die Nacht über wach und schläft nicht. Obwohl es so spät in der Nacht war, waren überall Kinder auf den Straßen. Die ganze Stadt war auf den Beinen und die Straßen waren proppenvoll. An jeder Ecke standen riesige Lautsprecher, aus denen laute Musik dröhnte und alle waren am Tanzen. Überall lachende Menschen und eine super, geniale Stimmung. Überall haben wir Freunde von Seth getroffen, die wir begrüßen und mit denen wir uns unterhalten mussten. In Ghana ist es nicht üblich, dass man nur „Hallo“ sagt und weitergeht, ohne sich über irgendetwas auszutauschen. Das Festival ist vergleichbar mit unserem Fasching. Es finden sich verschiedene Gruppen zusammen, die alle ihr eigenes Motto und ihr eigenes Symbol haben. Je nach Gruppe, sind die Menschen unterschiedlich verkleidet. Die Männer waren als Frauen verkleidet und trugen Miniröcke und Tops oder einfach nur eine Windel. Manche waren am ganzen Körper weiß angemalt und mit Efeu behängt. Andere waren mit den Farben der ghanaischen Flagge bekleidet und bemalt. Jede Gruppe hatte eine Fahne oder eine Figur, die von einer Person am Anfang des Zuges getragen wurde. Die Gruppen rennen den ganzen Tag und die ganze Nacht durch die Straßen von Teshie und das zwei Wochen lang. Dabei wird gesungen, geklatscht und getanzt. Sobald eine Gruppe um die Ecke kommt, müssen sich alle in die Gassen verdrücken oder an die Hauswand pressen um nicht in die Kanäle zu fallen, die am Rand jeder Straße verlaufen. In der Altstadt von Teshie gibt es nur zwei Straßen, da die Häuser und Hütten so eng beieinander stehen, dass nur noch Platz für enge Gässchen bleibt. Überall wird man gefragt wie einem das Festival gefällt und alle Freuen sich so, dass man Interesse an IHREM Festival hat. Nachdem wir gegessen, getrunken, durch die ganze Stadt gelaufen sind und uns mit tausend Leuten unterhalten haben, war es letztendlich 6 Uhr, als wir nach Hause gefahren sind. Da im Haus schon alle am arbeiten, fegen und waschen waren, bin einfach Wach geblieben. Mittags musste ich mich dann aber doch zwei Stunden hinlegen. Nach dem Mittagessen war ich mit Astrid, Ray und seiner Schwester Olivia gleich nochmal bei dem Festival. Olivia wird mit mir in die selbe Klasse gehen und mich Morgens immer abholen. Es war nicht mehr so voll und laut wie in der Nacht aber es waren noch immer die selben Gruppen, die noch immer rennend, durch die Straßen liefen.In der Nacht war alles viel lebendiger. Die Menschen haben getanzt oder gesungen und schienen am Festival teilzunehmen. Tagsüber standen alle am Straßenrand oder saßen auf den Autodächern um dem Umzug zuzuschauen. Leider habe ich in der Nacht meine Kamera vergessen, dafür habe ich aber am nächsten Tag viele Fotos gemacht. Und nächstes Jahr werde ich dann mitlaufen. Während des Festivals war es den Kirchen verboten zu Trommel, Klatschen oder laute Musik laufen zu lassen. Wer sich nicht daran hält, kann verhaftet werden. Da das Festival am Sonntag vorbei und die Sperre aufgehoben war, war es zum ersten Mal richtig laut in der Kirche. Trommeln, Schlagzeug, Keyboard, Bass, Rasseln, Gesang und alles wurde über Lautsprecher verstärkt. Als ich die Kirche verlassen habe, war ich halb taub. Aber es war eine ganz andere Stimmung in der Kirche, als die letzten Male ohne Musik. Am Schluss wurden alle Stühle weggeräumt und alle haben getanzt. Die Stimmung mit Musik war ganz anders. Obwohl die Verstärker viel zu laut und die Lieder teilweise ziemlich schräg waren, war es zwischendurch eine schöne Atmosphäre. Es ist wirklich beeindruckend wie man die Gefühle der Menschen mit der Stimme und Musik beeinflussen kann. Wobei die Stimmung zwischen ruhig und hysterisch geschwankt hat. Eigentlich hatte uns Seth's Vater nach der Kirche zum Strand eingeladen. Als sie bis um vier nicht gekommen sind und auch nicht per Telefon erreichbar waren, haben wir beschlossen alleine zum Strand zu fahren. Gerade als wir losfahren wollten, hat Seth angerufen und gemeint, dass sie gleich kommen würden. Wobei „gleich“ in Ghana ein dehnbarer Begriff ist. Aus 20 Minuten können schnell ein paar Stunden werden. Also ist Rose mit Astrid, Maureen, Mami, Louisa und mir vorgefahren. Nana und Lissy wollten später mit Seth und seinem Vater nachkommen. Der Strand war echt schön, mit weißem Sand und Palmen und nicht so voll. Obwohl ich Mami auf dem Arm hatte und nur im flachen Wasser gelaufen bin, hatte sie so Angst vor den Wellen und hat geweint un geschrien. Louisa war das krasse Gegenteil. Obwohl sie nicht schwimmen konnte ist sie einfach in die Wellen gesprungen und ich musste sie wieder herausziehe. Die Wellen sind richtig hoch und haben eine ziemlich Kraft. Deswegen darf man auch nur an bestimmten Stellen ins Meer, da es auch Strömungen gibt, die einen ins Meer hinaus ziehen. Den ganzen Abend haben wir im Wasser geplanscht und Louisa schwimmen beigebracht. Um acht war es dunkel und Seth und die Anderen waren immer noch nicht da. Als wir dann auf dem Rückweg im Auto saßen, hat uns Seth's Vater angerufen, sich tausend Mal entschuldigt und uns für den nächsten Tag eingeladen. So ernst werden hier Verabredungen genommen. Am Montag hat Seth uns dann, sogar eine halbe Stunde früher als abgemacht, abgeholt und wir sind mit dem Taxi zum „Labadi Beach“ gefahren. Dort haben wir Rose und Seth's Vater getroffen. Dieser Strand war viel voller und touristischer als der Strand in Teshie. Überall Hotels und Restaurants, viele Weiße und deswegen natürlich auch viele Händler. Nachdem ich Seth überredet habe ins Wasser zu gehen, wollte erst mal mit all seinen Sachen, seinem Handy und seiner Uhr ins Wasser. Er wollte unbedingt schwimmen lernen, was mehr oder weniger erfolgreich war. Jedenfalls waren wir eine Atraktion und wurden von allen umringt. Lissy festzuhalten und sie bei jeder Welle hochzuheben und gleichzeitig Seth schwimmen beizubringen war gar nicht so einfach. Wir müssen auf jeden Fall noch öfters zum Strand gehen, wenn er richtig schwimmen lernen will. Ansonsten war es ein schöner und lustiger Tag und ich bin schon echt braun geworden. Ohne Sonnenbrand!  Am Mittwoch waren ich mit Astrid zum ersten Mal alleine Eier und Mehl einkaufen. Zur Überraschung von Rose, haben wir trotz unserer Hautfarbe die normalen Preise bekommen. Abends haben wir dann Spätzle und Tomatensoße gekocht, was allen gut geschmeckt hat, obwohl alle Ghanaer behaupten, dass sie kein europäisches Essen essen können.Und weil wir noch so viel Mehl übrig hatten, haben wir heute gleich noch Pfannkuchen gegessen.  Am nächsten Tag waren wir bei meiner Schule und haben mit der Schulleiterin gesprochen. Ich werde jetzt doch in die 12. Klasse gehen, da die 11. Klasse erst später anfängt. Dort habe ich auch gleich meine wunderschöne Schuluniform bekommen – eine von drei verschiedenen, die man zu verschiedenen Anlässen und Wochentagen tragen muss. Meine Schule ist die „Presby Senior Secondary School Teshie“ und ihr Motto lautet: „to live to serve“. Am Montag habe ich dann meinen ersten Schultag und werde meine Fächer wählen und dann auch alle Schulbücher und Uniformen bekommen. Ich bin schon gespannt und werde euch auf jeden Fall berichten.

2. September 2009

Erste Bilder

Weitere Eindrücke

Seit meinem letzten Bericht sind nun schon wieder vier Tage vergangen und wieder ist so viel passiert, dass ich alles gleich aufschreiben muss um nicht die Hälfte zu vergessen. Am Donnerstag haben wir Fufu gekocht – das Nationalgericht der Ghanaer. Wenn man Fufu kochen will, muss man viel Zeit und Kraft einplanen. Zuerst werden Plantain (Kochbananen) und Kasava geschält, in Stücke geschnitten und gekocht. Dann wird alles in einer Schale gestampft, bis ein heller, klebriger Kloß entsteht. Zum Stampfen wird ein langer, dicker Holzstab verwendet. Dazu haben wir eine scharfe, rote Soße und Ziegenfleisch gegessen. Da Fufu mit den Händen gegessen wird, habe ich mir gleich mal die Finger verbrannt. Am Samstag Morgen hat mich Seth abgeholt und mit zur Arbeit in seine Druckerei genommen. In der Druckerei werden alle Stoffe mit der Hand bedruckt. Die Farbe wird durch eine Schablone auf den Stoff aufgetragen und dann zum trocknen in die Sonne gelegt. Während Seth und seine Kollegen die Stoffe bedruckt haben, haben sie mir tausend Wörter und Sätze in Ga beigebracht. Dadurch, dass ich immer und überall neue Wörter und Sätze aufschnappe, wird mein Ga solangsam immer besser und auf die wichtigsten Fragen kann ich schon antworten. Und überall merke ich, dass es sich wirklich lohnt die Sprache zu lernen. Alle Leute sind so glücklich, wenn ich mit ihnen in ihrer Sprache rede. Das ist natürlich ein Ansporn die Sprache so schnell wie möglich zu lernen. Mittags sind wir durch die Altstadt von Teshie gegangen, die direkt an der Küste liegt. Obwohl es die selbe Stadt ist , scheinen Welten zwischen diesem Stadtteil und dem, in dem wir wohnen, zu liegen. Hier herrscht eine ganz andere Atmosphäre, alles ist viel lebendiger, lauter, bunter und auf den Straßen sind viel mehr Menschen. Hier wird einem aber auch die Armut bewusst, in der manche Menschen leben. Alte, zum Teil halb zerfallene Hütten, in denen die Menschen auf engstem Raum zusammenleben. Wenn man durch die engen Gässchen zwischen den Häusern geht, sieht man überall kleine Feuer, über denen gekocht wird und Menschen die ihre Wäsche waschen. Direkt hinter den letzten Hütten und Häusern, grenzt das Meer an. Am Strand sieht man Kinder, die Kies aus dem Meer fischen, Ziegen die im Müll wühlen und zwischen alldem wälzen sich ein paar Schweine im Schlamm. Auch in dem Neubaugebiet von Teshie gibt es arme Menschen, aber jeder der ein bisschen reich ist, baut eine Mauer um sein Haus. Deswegen bekommt man hier viel weniger von dem leben der Menschen mit, als in der Altstadt von Teshie. Sobald die Kinder mich sehen rufen sie „white man“ oder „Obruni“, was auf Twi Weißer bedeutet. Die alten Frauen, die vor ihren Häusern in der Sonne sitzen grüßen mich oder rufen mich zu sich. Überall geben einem die Menschen ghanaische Namen oder es hängt plötzlich ein fremdes, strahlendes Kind an meiner Hand. Auf den Straßen drängen sich hupende Taxis, Trotros, Fahrräder, Menschen, die ihre Waren auf dem Kopf tragen und herumspringende Kinder. Sobald man die Stadt verlässt, erstreckt sich vor einem ein weiter, weißer, von Palmen gesäumter Strand. In der Bucht liegen die traditionellen Holzbote im Wasser und auf dem Sand. Am Strand werden Netze geflickt oder neue Boote hergestellt. Die Bote werden aus einem ganzen Baumstamm geschnitzt und ausgehöhlt. Jedes Boot ist bunt angemalt und hat einen eigenen Namen, Symbole oder Gesichter von Nationalhelden. Direkt am Meer, neben der Stadt liegt meine Schule. Ich werde jetzt doch in eine andere Schule gehen, da die alte Schule nur bis zur 10. Klasse geht. Zurzeit habe ich aber noch Ferien und noch zwei Wochen Zeit um mich weiter umzuschauen und einzuleben. Die ganze letzte Woche wurde in Teshie ein Festival veranstaltet, dass ein bisschen unserem Fasching ähnelt. Auf dem Geländer der Schule fand deswegen ein Fußballspiel statt. Die Stimmung war super und die Menschen drängten sich um das Spielfeld oder saßen auf den Dächern der Gebäude oder Lastwagen. Die Könige und Chiefs der umliegenden Dörfer und auch ein paar Politiker waren gekommen um dem Festival beizuwohnen. Abends sind wir mit dem Trotro nach Labadi gefahren. Auch dort wurde gefeiert. Auf dem Marktgelände fand eine rießige Party statt, die man vielleicht als eine Mischung aus Disco und Volksfest beschreiben kann. Sobald wir das Gelände betreten haben waren wir im Gedränge. Überall laute Musik und tanzende Menschen und plötzlich wurde ich von zehn Menschen umringt und umarmt. Manchmal wäre mir ein bisschen weniger Aufmerksamkeit lieber, aber man gewöhnt sich dran. Und meistens, mit dieser einen Ausnahme, sind die Menschen nicht aufdringlich sondern freuen sich einfach nur einen zu sehen. Aber man merkt, dass hier nicht viele weiße Menschen leben, denn gestern hat sogar ein Kind angefangen zu weinen als es mich gesehen hat. Anscheinend hatte es Angst vor mir, wie mir Bennis lachend erklärt hat. Auf dem Rückweg von Labadi, haben wir an einem Stand frittierte, wie immer scharfe sweet potatoes gekauft. Das Wasser kann man hier in verschweißten Tüten kaufen, die man an einer Ecke aufbeißt und aussaugt. Für einen halben Lieter zahlt man ungefähr 3 Cent. Die Trotros fahren erst los, wenn sie ganz voll sind und während man wartet bekommt alles mögliche zu essen und trinken durch das Fenster angeboten. Hier scheint immer jeder und überall mit irgendwem zu telefonieren und auch ich habe mir schon angewöhnt mein Handy immer mitzunehmen. Wenn man abends durch die Straßen läuft ist es dunkel, da es keine Straßenlaternen gibt. Aber die Luft ist angenehm kühl und windig und überall hört man Grillen zirpen. Auch tagsüber ist es nicht zu heiß und auch die hohe Luftfeuchtigkeit ist kaum zu spüren. Richtig heiß wird es anscheinend im Januar. Also heiße Weihnachten und ein heißer Geburtstag unter Palmen! :-) Am Sonntag sind wir wieder in die Kirche gegangen. Ich hab mich echt gewundert wie schnell fünf Stunden vorbeigehen. In Deutschland würde es wahrscheinlich niemand, zumindest nicht ich, solange in der Kirche aushalten. Da wir dieses Mal pünktlich waren, habe ich auch den Anfang des Gottesdienstes mitbekommen. Zu Beginn betet jeder für sich alleine. Dabei reden alle laut durcheinander, jeder sagt etwas anderes und alle klatschen, sodass ein ordentlicher Lärm entsteht. Zwischendrin schütteln sich alle die Hände oder klopfen sich auf die Schultern und Wünschen sich Frieden und Segen. Wieder wurde von allen Geld eingesammelt. Dafür wurden sieben Schüsseln aufgestellt und nacheinander wurden alle Leute die am Montag, Dienstag, Mittwoch.... geboren wurden nach vorne gerufen. Und wieder hatte viel mit Geistern zu tun, wobei ich jetzt weiß, dass es gute und böse Geister gibt und dass der Pastor sie entweder schickt oder vertreibt. Noch immer kommt mir alles ein bisschen unwirklich vor und manchmal fühle ich mich wie in einem Theaterstück. Rose hat mir angeboten dafür zu beten, dass mir ein Geist erscheint, wobei ich an dem Erfolg zweifel. Dann wurden alle von dem Pastor gesegnet, indem er jedem Öl auf den Kopf träufelte. Als ich sitzen geblieben bin, wurde ich von allen einstimmig und lachend nach vorne gerufen. Insgesamt war es wieder ein sehr interessante und lustige Zeit in der Kirche. Eigentlich wollte Seth mich nach der Kirche abholen um zum Strand zu gehen. Wir haben jedoch beschlossen es um eine Woche zu verschieben, da es schon so spät und dunkel war. Deswegen waren wir zu Besuch bei seinem Vater und danach noch bei einem anderen Freund. Überall trifft man so nette, freundliche und offene und vorallem gastfreundliche Menschen. Alle bieten einem etwas zu essen oder zu trinken an. Da mir Seth erklärt dass es unhöflich ist etwas abzulehnen und bedeutet dass man nicht glücklich ist, war ich Abends so voll wie noch nie und ein bisschen betrunken, da ich immer mehr und irgendetwas anderes probieren musste. Am Montag haben wir Bernice Haare aufgeflochten. Wir haben mindestens zwei Stunden gebraucht und danach haben meine Hände geschmerzt, als hätte ich ein Krafttraining hinter mir. Und als wir fertig waren lagen mehr Haare (Kunsthaare) auf dem Boden als auf ihrem Kopf! Danach waren wir noch bei Bernice zu hause und ich wurde ihrer Mutter und ihren Brüdern vorgestellt. Abends haben wir Banku gekocht. Dazu wird ein Pulver solange in Wasser über dem Feuer gerührt bis es fest wird. Danach wird es in Plastiktüten verpackt und abgekühlt. Banku schmeckt leicht säuerlich und dazu wird eine glitschige Soße mit Fleich, Gemüse und Kuhaut gegessen. Die Kuhhaut habe ich weggelassen! Solangsam kenne ich mich hier immer besser aus und ich war auch schon alleine Brot kaufen. Jeden Morgen kaufen wir frisches, lätschiges Weißbrot, dass verdammt lecker schmeckt. Gestern hat Rose zwei lebende Hühner auf dem Markt gekauft. Auf der Terasse wurden sie gleich geschlachtet, ausgenommen und gekocht. Wie ihr seht, habe ich eine ereignisreiche Woche hinter mir. Heute holen wir Astrid, die Nichte von Johannes, vom Flughafen ab. Sie wird für einen Monat hier bleiben. Johannes ist der Mann von Rose und auch er wird in zwei Wochen nach Ghana kommen. Morgen früh muss ich um fünf Uhr aufstehen, weil wir auf den Markt nach Accra fahren. Ich bin echt erstaunt wie schnell ich mich an das frühe Aufstehen gewöhnt habe, obwohl ich sonst so ein Langschläfer bin. Ich werde meinen Bericht jetzt beenden, damit ich auch wirklich rauskomme. Vielen Dank für eure lieben Kommentare und Mails! Ganz liebe Grüße aus Ghana! Rita