14. Dezember 2009

Strände, Regenwald und ghanaische Nächte

Joggen im Sonnenaufgang

Morgens um vier Uhr bin ich aufgestanden um den Hof zu fegen und musste mich anstrengen etwas zu sehen, weil es noch so dunkel war. Beim Fegen muss besonders darauf geachtet werden, dass jegliche Spuren vom Vortag beseitigt werden und nach dem Fegen nur noch das Muster, das der Besen im Sand hinterlassen hat, zu sehen ist. Auch wenn ich am Ende von einer Stunde Fegen nur ein winziges Häufchen aus maximal drei Plastiktüten zusammen fegen kann. Am Anfang habe ich mich immer nach dem Sinn des allmorgendlichen Fegens gefragt, später wurde mir erklärt, dass damit die Fußabdrücke der Geister verwischt werden. Da das Tor jede Nacht verriegelt wird und noch alle geschlafen haben, musste ich an diesem Morgen über die Mauer klettern. Als ich bei Nana ankam, begann es gerade zu dämmern und weil es noch so früh war haben wir beschlossen zum Strand zu joggen. Die Straßen waren noch angenehm leer und nur an den Straßenrändern wurden die ersten Stände aufgebaut. Da die Sonne nicht schien war es schön kühl und es hat richtig Spaß gemacht über den roten Sand zu laufen. Unterwegs haben wir mehrere joggende Gruppen getroffen, die singend und klatschend durch die Straßen liefen. Nach einer Dreiviertelstunde sind wir kaputt aber glücklich am Strand angekommen und haben uns erstmal in den Sand fallen lassen. Im Sand liegend konnten wir den Sonnenaufgang bewundern, der einen golden glänzenden Strahl auf das Meer warf. Nach einer Abkühlung und einer Wasserschlacht im Meer, haben wir uns wieder auf den Rückweg gemacht, weil Nana zur Arbeit musste. Barfuß sind wir am Strand entlang geschlendert, bis wir wieder in der Stadt waren und zurück gejoggt sind. Zu hause angekommen, habe ich erstmal die kalte Dusche genossen und danach gemütlich auf der Terrasse gefrühstückt.

Ob man will oder nicht hat man sehr schnell zehn imaginäre Ehemänner und mindestens hundert Heiratsanträge. Ersteres liegt daran, dass es hier leider nicht so üblich ist, dass Jungen und Mädchen einfach nur befreundet sind. Aber keine Angst, ich bin noch nicht verheiratet! Andererseits, wenn es den Männern hier erlaubt ist mehr als nur eine Frau zu heiraten, warum sollten dann nicht auch die Frauen mehrere Männer haben? Mami wurde auch schon öfters für mein Kind gehalten, was ja schon allein wegen ihrer Hautfarbe sehr realistisch ist, aber hier scheint alles möglich zu sein. Sarah und ich werden immer wieder aufs Neue überrascht, obwohl Liebeserklärungen wie "Obruni, I love you ok!" schon zu unserem Alltag gehören.

                   Happy Family -  Sarah, Solomon und Nana

Gemütliche Abende

Ich liebe die ghanaischen Nächte! Seitdem wir Nana und Solomon kennen gelernt haben, sitzen wir fast jeden Abend auf einer Holzbank in ihrem Hof unter meinem Baum. Die Abende sind angenehm kühl und windig. Am schönsten ist es, wenn wir Stromausfall haben, dann ist es stockdunkel und der Himmel ist so schwarz, dass man tausend strahlende Sterne sehen kann. Es ist so entspannt und ruhig, wenn der Wind leise in den Blättern raschelt. Alles ist so unbeschwert und wie fast alles in Ghana ohne Hektik. Es ist schön einfach nur da zu sitzen, zu reden, singen, lachen oder Musik zu hören und den Sternenhimmel zu bewundern. Oder wir schlendern durch die dunklen Straßen, genießen die kühle Nachtluft und schlürfen Erdbeereis aus der Tüte. Überall stehen Kerzen an den Ständen, mit einem schönen, warmen Licht und in der Dunkelheit brennen kleine Feuer an denen gemütlich zusammengesessen und gekocht oder gegessen wird. Diese Nächte werde ich vermissen!  

Unangenehmer Luxus Vor kurzem habe ich festgestellt, dass ich nicht nur schon vier Monate in Ghana bin sondern mich auch schon so richtig an das Leben hier gewöhnt habe. Mir ist klar geworden wie relativ Luxus ist und dass einem Dinge die einem das ganze Leben lang so selbstverständlich vorgekommen sind, in einer anderen Umgebung so vollkommen seltsam und unpassend erscheinen können. An einem Samstagmorgen bin ich in Richtung Tema gefahren, um eine Freundin aus meiner Klasse zu besuchen. Als Anisha meinte, dass wir etwas zum Mittagsessen in einem Restaurant kaufen würden, dachte ich an eines der üblichen Stände am Straßenrand. Falsch gedacht! Es war ein kleines Fastfoodrestaurant direkt neben einer Tankstelle. Das Restaurant bestand aus einem einzigen Raum mit höchstens vier Tischen und trotzdem kam ich mir so richtig bonzig vor. Am Tisch neben uns saßen Geschäftsleute in ihren Anzügen und ich war froh als unsere Pommes mit Hähnchen fertig waren und wir das Restaurant verlassen konnten. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass mir dieses Restaurant ein paar Stunden später im Verhältnis klein erscheinen würde. Die Pommes waren auf jeden Fall lecker! Nachdem Essen saßen wir bei Anisha im Hof und haben ein traditionelles ghanaisches Brettspiel gespielt haben. Das Spiel besteht aus einem Holzbrett mit in zwei Reihen angeordneten Mulden. Nacheinander werden in einer Bestimmten Technik Bohnen in die Mulden verteilt. Typisch ghanaisch nimmt das Spiel ewig kein Ende und kann Stundenlang gespielt werden. Deswegen haben wir das Spiel irgendwann abgebrochen, weil Anisha mir unbedingt einen Laden zeigen wollte und mal wieder habe ich mir etwas ganz falsches vorgestellt. Der „Laden“ hat sich ein riesiges Einkaufszentrum entpuppt und schon auf dem Parkplatz waren so viele Obrunis, wie ich seit meiner Ankunft in Ghana nicht mehr gesehen habe. Das Einkaufszentrum war mindestens so groß wie die Königsbaupassage und hatte neben Kleider-, Schmuck-, Schuhläden, Restaurants auch zwei Supermärkte die mich sehr an Kaufland oder Aldi erinnert haben. Alles war einfach nur protzig und hat überhaupt nicht hierher gepasst und die Preise waren dreimal so teuer. Vor allem diese Art von Touristen kann ich nicht verstehen, die nach Ghana kommen und ihre ganze Zeit in einem Luxushotel am Pool verbringen um ja nichts von Land und Leuten mitzubekommen und ihre Kinder filmen, wie sie stolz auf ihrem motorisierten Autochen sitzen. Zu Hause zeigen sie dann diesen Film und meinen sie hätten so viel von Ghana kennengelernt. Ich habe mich noch nie so unwohl gefühlt und war richtig erleichtert als wir wieder draußen waren. Ich bevorzuge den Markt und die Stände und natürlich unsere Schulkantine. Cape Coast   Vor drei Wochen sind wir mit Nana und Solomon übers Wochenende nach Cape Coast gefahren, um Nanas Großmutter zu besuchen. Saltpond ist ein schönes, ruhiges Örtchen direkt am Meer, richtig verträumt und nicht so hektisch und laut wie Teshie. Ein Kilometer langer, weißer Sandstrand mit Palmen lädt zum Hängematteliegen ein. Weil Saltpond so abgelegen ist, waren keine Touristen zu sehen. Der Strand war vollkommen leer bis auf die Fischer, die ihre Netze einholten und kleine Nackedeie die in den Wellen planschten und den Obruni-Tanz aufführten, sobald sie mich und Sarah sahen (Obruni ist Weißer in Twi). Abends haben wir Kenkei an einem der vielen von Kerzen beleuchteten Stände gekauft und in dem gemütlichen Innenhof von dem Haus von Nanas Großmutter gegessen. Natürlich unterm Sternenhimmel! Bis spät in die Nacht lagen wir am Strand und haben dem Rauschen der Wellen gelauscht und die Sterne zwischen den Schatten der Palmen bewundert. Ab und zu konnte man eine Sternschnuppe vorbeihuschen sehen. Einfach nur daliegen und nichts machen, außer zu reden und zu singen. Später sind noch andere Freunde von Nana und Solomon gekommen und haben sich zu uns gesetzt. Nach einer kurzen Nacht auf einem harten Fußboden waren wir froh wieder an den Strand zu können. Nachdem wir uns zu den anderen Hausbewohnern gesellt hatten, die unter einer Palme standen um ihre Zähne zu putzen, sind wir auf den Markt gegangen um unser Frühstück einzukaufen. Ein leckeres Weißbrot mit Kakao und Orangen und Ananas zum Nachtisch! Nachdem essen sind wir ewig am Strand entlang gewandert, ohne dass irgendwann ein Ende in Sicht kam. Später kamen wir an eine Stelle, um die sich eine Gruppe gescharrt hatte um beim ausnehmen einer Meeresschildkröte zuzusehen. Um eines der schweren Fischernetze einzuholen werden mindesten zwanzig Leute benötigt die in einer Reihe und im Rhythmus eines bestimmten Liedes das Schwere Netz an Land ziehen. Immer wieder sieht man kleine Jungen, die in Windeseile die dünnen, glatten Stämme der hohen Palmen hinaufklettern, um die Kokosnüsse zu pflücken. Bis zum Nachmittag waren wir schwimmen oder haben im Schatten der Palmen im Sand geschlafen. Viel zu früh mussten wir uns wieder auf die lange Heimfahrt machen. Es ist mir wirklich schwer gefallen am Montag wieder in die Schule zu müssen, aber wir waren auf jeden Fall nicht zum letzten Mal in Saltpond.

Spaziergang im Sonnenuntergang!

Der Traumstrand aus der Werbung!

Füße baumeln lassen!

Eine Meeresschildkröte wird ausgenommen!

Der Markt - Geschäftiges Treiben am frühen Morgen!

Kakum Nationalpark Wir fahren nach Cape Coast zu einer der Sklavenburgen... oder auch nicht! Seit Wochen war dieser Ausflug von Bernice Kirche aus geplant und Sarah und ich wurden eingeladen mitzukommen. Am Samstagmorgen um halb sieben sollte es losgehen. Bis Bernice, Daniel und die Kinder startklar waren, war es schon fast halb sieben und als wir an der Kirche ankamen, war kein Mensch zu sehen. Wir wollten schon wieder nach Hause gehen, weil wir dachten die anderen wären ohne uns losgefahren, als doch noch jemand kam. Spänter hat sich herausgestellt das wir nicht die Letzten sondern die Ersten waren. Nacheinander kamen alle eingetrudelt und um acht konnten wir dann endlich losfahren. An das ghanaische Zeitgefühl habe ich mich so langsam schon gewöhnt und auch ich nehme die Pünktlichkeit nicht mehr ganz so genau, obwohl es manchmal echt nervig sein kann. Vor kurzem hatte Nana Geburtstag und wir haben beschlossen zum Strand zu gehen. Als wir zur verabredeten Zeitpunkt mit Geburtstagskuchen bei ihm zu Hause waren hieß es, er würde in fünf Minuten kommen. Als er nach vier Stunden immer noch nicht da war haben wir beschlossen nach Hause zu gehen. Abends hat er dann angerufen und gefragt ob wir vorbeikommen wollen, ohne Entschuldigung oder auch nur ein schlechtes Gewissen zu haben. Naja den Kuchen haben wir uns alleine schmecken lassen! Weil es sein Geburtstag war sind wir dann aber doch noch vorbeigegangen und konnten nicht mal böse auf ihn sein. Aber zurück zu unserem Ausflug. Auch die Fahrt hat sich ewig hingezogen, weil der Fahrer alle paar Minuten aussteigen musste um irgendetwas zu reparieren. Trotzdem war die Fahrt schön und wenn nicht gerade gesungen und geklatscht wurde, haben alle durcheinander geredet und wir waren eine richtig nette Truppe. Auf dem Weg wurde uns mitgeteilt, dass wir doch nicht die Sklavenburg besichtigen werden, sondern zum Kakum Nationalpark fahren. Schon vom Parkplatz aus konnte man den Regenwald sehen und mitten in einem Bambuswäldchen haben wir unser mitgebrachtes Essen genossen. Dann haben wir uns auf den Weg in den Regenwald gemacht, zu unserem Hauptausflugsziel dem Canopy Walkway. In vierzig Metern Höhe wurde ein mit Netzen gesicherter und an seilen aufgehängter Pfad aus Holzplanken eingerichtet. Die Hängebrücken sind in den Baumkronen der gigantischen, knorrigen Baumriesen aufgehängt und von dieser luftigen Höhe hat man einen genialen Ausblick über den wunderschönen, grünen Regenwald, der sich verschlungen und geheimnisvoll so weit das Auge reicht vor einem erstreckt. Von den vielen seltenen Tieren und Vögeln war leider nichts zu sehen aber schon der Ausblick auf den Regenwald alleine hat sich gelohnt. Viel zu schnell hatten wir wieder festen Boden unter den Füßen und weil wir erst so spät angekommen sind, mussten wir uns auch schon wieder auf den Heimweg machen. Auch wenn die ganze Aktion ein bisschen chaotisch war, hatten wir einen richtig schönen Tag.

Der Regenwald  - Grün, verschlungen und geheimnisvoll!

                 Der Pfad ins Nirgendwo!

                Picknick im Bambuswäldchen!

Gut getarnt ...

               ... im Dickicht der Baumwipfel ...

... zwischen Himmel und Erde!

Partukorpe Letzten Freitag sind wir wieder nach Partukorpe gefahren, diesmal zu zehnt, sodass wir uns ein eigenes Trotro mieten konnten und uns die ganze Umsteigerei erspart blieb. Wir haben also einen richtigen Familienausflug gemacht mit Rose, Antoniette, Sarah, Daniel, Maureen und den Kindern. Außerdem ist noch Ossibi mitgekommen, der Maurer der auch das Schule gebaut hat und wegen dem wir eigentlich nur nach Partukorpe gefahren sind. Im Januar werden die Arbeiten an dem Mehrzweckgebäude fortgesetzt und Ossibi wird das Projekt leiten und für diesen Zeitraum in Partukorpe leben. Ich hoffe dass auch ich dann die Chance haben werde für eine Zeit dort zu wohnen und mitzuhelfen, je nachdem wann ich Ferien bekomme. Es kann also endlich losgehen und ich werde euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten, was den Fortschritt des Projektes betrifft. Wieder wurde uns eine Schale mit Wasser gereicht, die in die verschiedenen Himmelsrichtungen auf den Boden geschüttet wurde. Danach saßen wir mit dem König und einigen Dorfbewohnern vor einer der Hütten auf einer Bank und es wurden Neuigkeiten in Ga ausgetauscht. Der König ist ein ruhiger, freundlich Mann den man in seinen Shorts und Bermudahemd und einem kleinen Mädchen auf dem Schoss nicht als König erkennen würde. Die Könige in Ada haben aber auch, so weit ich das mitbekommen habe, einen anderen Status. In der Stadt, in der Maureen aufs Internat geht ist der König gestorben und für alle Schüler wurden die Ferien verlängert, da es hier noch immer einige der alten Rituale praktiziert werden. So ist es in manchen Gebieten der Brauch, dass zwölf Menschen getötet werden müssen, wenn ein König gestorben ist um ihm ins Totenreich zu begleiten. Obwohl diese Bräuche verboten sind, weiß jeder Bescheid und alle reden darüber ohne auch nur den Versuch zu unternehmen etwas dagegen zu machen. Am meisten hat mich entsetzt, mit welcher Gleichgültigkeit darüber geredet wird. In der Umgebung von Partukorpe wird dieser Brauch glücklicherweise nicht praktiziert. In Partukorpe lebt eine uralte, liebe Frau die uns alle mit ihren zittrigen Armen umarmt hat, als wir das Dorf betreten haben. Nach der Aussage der Dorfbewohner ist sie 120 Jahre alt, wobei ich nicht so ganz von der Richtigkeit überzeugt bin. Ich habe noch nie so einen alten Menschen gesehen, doch obwohl sie nur noch aus Haut und Knochen besteht ist sie geistig ganz fit und kann auch noch alleine laufen und sie hat sich so gefreut uns zu sehen. Später waren wir noch kurz an dem wunderschönen Strand, den wir LaRitaBeach getauft haben, aber natürlich nicht offiziell. Nachdem wir noch mit frisch geernteten Kokosnüssen überhäuft wurden, haben wir uns wieder auf den langen Rückweg gemacht. La-Rita-Beach

   Die Zwiebeln gedeihen!

Eine neue Errungenschaft: Das Dorfkino!

Auf Wiedersehen!

                 Ghanas Next Topmodel!

Weihnachten! Was ist das denn? Heute ist schon der dritte Advent und obwohl ich jeden Abend mein Lichtchen im Adventskalender anzünde kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, dass schon in weniger als zwei Wochen Weihnachten ist. Eigentlich wollten wir uns einen Adventskranz aus Palmwedeln basteln, doch bis jetzt sind wir nicht dazugekommen. Ab und zu läuft sogar ein Weihnachtslied, während ich morgens den Hof fege und die letzten Tage war es bei 28 Grad richtig frisch morgens, sodass ich nahezu gefroren habe. Wenn ich nächstes Jahr im Herbst nach Deutschland komme, werde ich erfrieren. Gestern hatten wir einen winzigen Anflug von Weihnachtsstimmung. Weil wir den ganzen Abend Stromausfall hatten saßen wir gemütlich im Dunkel bei Kerzenschein in der Küche und haben Briefe geschrieben und Orangen mit Schokolade gegessen. In den Genuss der Schokolade sind wir gekommen, weil das Päckchen von Louisa und Sophia nach zwei Monaten endlich angekommen ist. Vielen Dank! Ich habe mich noch nie so über Schokolade gefreut.  

Über Weihnachten und Silvester werden wir mit Sammy, meinem Klassenkameraden, zu einem Dorf in der Nähe von Kumasi auf die Farm seiner Eltern fahren. Bis dahin müssen wir noch Plätzchen als Gastgeschenke backen und ganz vielleicht kommt dadurch ja ein bisschen Weihnachtsstimmung auf.

Eine wunderschöne Adventszeit und friert nicht zu sehr!

Interschools

Am Freitag hatten wir unser letztes Training und die letzte Besprechung vor den großen Spielen, auf die alle schon so lange hin gefiebert haben. Danach hat jedes Team Schultrikots bekommen und je nach Sportart Knieschützer, Schienbeinschoner, Stollenschuhe usw. Außerdem habe ich den Trainingsanzug der Schule bekommen, den wir alle trotzt Hitze vor und zwischen den Spielen anziehen mussten und auch an den normalen Schultagen tragen können falls es zu „kalt“ sein sollte. Wir konnten also gut ausgerüstet ins Wochenende starten. Am Montag konnte ich sogar bis um halb sechs schlafen, weil wir kein Training mehr hatten. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich irgendwann einmal darüber freuen würde so „lange“ schlafen zu dürfen. An dieser Stelle möchte ich euch meine täglichen Morgenrituale beschreiben. Normalerweise stehe ich um fünf Uhr auf und gehe nach draußen, um den Hof zu fegen. Für den Zeitraum des Trainings habe ich jedoch die Arbeit getauscht, weil ich sonst um vier hätte aufstehen müssen. Danach schöpfe ich Wasser zum Duschen. Obwohl man erst abends geduscht hat, ist man morgens so verschwitzt, dass das kalte Wasser richtig angenehm ist, obwohl man nur eine Stunde später wieder genauso verschwitzt ist. Es ist so warm, dass ich mir nicht vorstellen kann dass bald Weihnachten ist – und es wird immer heißer. In unserem Klassenzimmer ist es aber einigermaßen erträglich, weil wir keine Außenwand haben und ein kühler Wind vom Meer her weht. Unser Klassenzimmer ist überhaupt sehr baufällig und fällt halb auseinander, nicht nur das Gebäude sondern auch die Schulbänke. Vor kurzem ist nachts einer der „Dachbalken“ durchgebrochen und ein Teil des Wellblechdaches ist eingestürzt. Weil das Dach undicht ist, hat der Regen das Holz so aufgeweicht, dass es nur noch morsch ist. Jetzt haben wir also eine ungefähr drei Quadratmeter große Öffnung in der Decke, genau über meinem Platz. Aber wer hat schon das Privileg in seiner Klasse ein „Dachfenster“ zu haben, durch das man den blauen Himmel bewundern kann. Von den anderen wird es als „open top“ oder „airconditioner“ bezeichnet. Jetzt aber zurück zu meinem Morgenritual. Eigentlich muss ich jeden Morgen meine Schuluiform bügeln, deswegen habe ich mich am Montag richtig gefreut einfach nur in meine Sportsachen zu schlüpfen. Weil ich meistens spät dran bin, nehme ich mir nur Brot und einen Wasserbeutel aus der Küche und frühstücke auf dem Weg oder in der Schule. Auch wenn ich denke dass ich zu spät bin, ist Sammy, den ich jeden Morgen abhole, immer noch ein bisschen später dran und trotzdem waren wir noch nie zu spät in der Schule. An diesem Montag wären wir jedoch zu spät gekommen, wenn wir normalen Unterricht gehabt hätten. Auf der Hälfte unseres Weges wurden wir von einem Mann angehalten, der uns seine I.D.-Card unter die Nase hielt und erklärte, dass beim Immigration Office arbeite. Da er meine Schuluniform gesehen hatte, wollte er wissen ob ich hier zur Schule gehe und ob ich die richtige Aufenthaltserlaubnis dafür habe. Weil ich mein Pass nicht bei mir hatte, musste ich ihm meine Handynummer geben und sollte ihn nach der Schule anrufen. Wir haben ihn die nächsten drei Tage nicht mehr gesehen und als wir ihn dann wieder getroffen haben meinte er, dass er mit unsere Headmistress gesprochen und alles geregelt hätte.  Letztendlich waren wir gar nicht viel zu spät in der Schule, weil wir von einem der wenigen Müllautos mitgenommen wurden. In der Schule wurden alle Schüler mit Keksen und Kakao versorgt, bevor wir mit unserem Schulbus nach Accra gebracht wurden. Obwohl der Bus zweimal gefahren ist, war er viel zu klein für alle Spieler, doch das Gedränge und die Hitze konnte die gute Stimmung nicht dämpfen; ganz im Gegenteil. Wer noch nie mit einem ghanaischen Schulbus gefahren ist, kann sich nicht vorstellen wie so eine Fahrt abläuft. Es wird gesungen, geklatscht und getanzt. Die meisten Lieder bestehen aus einer Art Frage- und Antwortgesang, wobei einer etwas singt und alle anderen einstimmen. Das ganze findet in einer solchen Lautstärke statt, dass am Ende dieser drei Tage alle heiser waren. Wo sich bei uns die Busfahrer und Lehrer schon bei der geringsten Lautstärke gestört fühlen, singen die Lehrer hier einfach mit. Weil die ganzen Lieder auf einer der lokalen Sprachen war und ich mir die Texte nicht so schnell merken konnte wurde ich zum Klatschen verdonnert. Mal wieder hat ein klatschender Obruni für Überraschung und Freude gesorgt. Wir hatten Spaß! Das Stadion lag direkt neben dem Flughafen und jeden Nachmittag konnte ich eine Lufthansamaschine starten sehen und natürlich habe ich ihr immer ganz liebe Grüße für euch mitgegeben. Als wir ankamen waren schon ein paar Mannschaften in ihren Trainingsanzügen mit den Farben der jeweiligen Schule da. Insgesamt waren es zwölf Senior Secondary Schools aus Accra und Umgebung. Nachdem alle Mannschaften da waren und auch die anderen Schüler die Tribünen gefüllt hatten, wurde die Begrüßungsrede gehaltn Schule da, ich war jedoch der einzige spielende Obruni und ich war richtig froh, dass wir an dieen und die ersten Spiele angesagt. Es waren noch zwei andere weiße Mädchen aus einer anderesem Tag unsere beiden Spiele gewonnen haben. Damit hatten wir uns für die Finalrunde qualifiziert und mussten erst wieder am Mittwoch spielen. Jede Mannschaft wurde von ihrer Schule angefeuert und es war eine richtig gute Stimmung im Stadion. Jeden Nachmittag wurden wir mit warmem Essen versorgt und auch Wasser wurde allen Spielern kostenlos bereitgestellt. Am Mittwoch haben wir leider unser erstes Spiel verloren und sind somit Dritter geworden. Insgesamt hat unsere Schule richtig gut abgeschnitten und in jeder Disziplin waren wir unter den ersten Drei. Entsprechend wurde am Mittwochabend gefeiert und auf der Rückfahrt war es noch lauter und lustiger im Bus als die letzten Tage. Zum Abschluss haben sich alle Mannschaften auf dem Fußballplatz versammelt und hinter dem jeweiligen Schulbanner aufgestellt. Nach einer Abschlussrede wurden die Ergebnisse verkündet und die Mannschaftsführer mussten nach vorne gehen um die Urkunden in Empfang zu nehmen. Als unser Volleyballteam aufgerufen wurde, haben mich alle dazu gedrängt unsere Urkunde abzuholen und weil sogar unsere Headmistress mich hergewunken hat, konnte ich mich nicht weigern. Die drei Tage haben wirklich Spaß gemacht und das Training hat sich gelohnt, schade ist nur dass wir jetzt erstmal kein Volleyball mehr spielen.