11. Oktober 2009

Partukorpe

Am letzten Dienstag war ich wieder nicht in der Schule. Schon früh morgens sind wir aufgebrochen um nach Partukorpe zu fahren, dem kleinen Fischerdorf in der Nähe von Ada, von dem die meisten von euch wahrscheinlich schon gehört haben. Nach mehreren Stunden im Trotro und einer anschließenden Taxifahrt, sind wir in Partukorpe angekommen. Auf dem Weg fährt man durch eine endlos weite, steppenähnliche Graslandschaft, die sich in Grün- und Gelbtönen zu beiden Seiten der Straße erstreckt. Zwischendrin stehen vereinzelt niedrige Bäume und immer wieder erheben sich rote Termitenhügel aus dem Boden. Alles ist ruhig und menschenleer und nur ab und zu sieht man die traditionellen Hütten eines kleinen Dorfes. Sobald man durch einen Ort fährt, wird es lauter, hektischer und voller. Verkäufer stürzen an das Auto, um ihre Waren anzupreisen und von jeder Ecke tönt Musik. Sobald man in die Nähe der Küste kommt, werden die niedrigen Bäume von majestätisch in den blauen Himmel regenden Palmen abgelöst. Die asphaltierten Straßen gehen in unbefestigte Straßen aus roter Erde über und die Schlaglöcher und Hubbel nehmen zu. Partukorpe ist einfach traumhaft und es würde einem nicht schwer fallen, bei dieser Idylle, die Armut der Menschen zu vergessen, die hier leben. Alles erscheint so friedlich und angenehm ruhig, was zum Teil daran liegt, dass es hier keinen Strom gibt. Ich habe soviel über Partukorpe geschrieben und erzählt, aber alles war mal wieder ganz anders, wie ich es mir vorgestellt habe. Partukorpe ist ein kleines, abgelegenes Dorf, direkt an der Küste. Die traditionellen, eckigen Lehmhütten mit ihren Dächern aus getrockneten Palmwedeln standen in Gruppen zusammen, die zum Teil von einem Zaun aus ebenfalls getrockneten Palmwedeln umschlossen. Sobald wir das Dorf betreten haben,wurden wir sofort herzlich willkommen geheißen und es wurden Stühle im freien aufgestellt. Nach der Tradition wird dem eine Schale mit Wasser gebracht, die von dem Gast dankend entgegen genommen und in verschiedene Richtungen auf die Erde geschüttet wird. Wir saßen im Schatten der Palmen, während vom Meer ein angenehm kühler Wind wehte. Die schöne, friedliche Stille wurde nur von dem Rauschen der brandenden Wellen durchbrochen. Das Dorf ist von sandigen Feldern umgeben, die von harter Arbeit unter glühenden Sonne zeugen. Der Hauptverdienst der Menschen hier, kommt jedoch von der Fischerei. Der Strand liegt nur ein paar hundert Meter entfernt. Ein langer, weißer, menschenleerer Sandstrand erstreckt sich so weit das Auge reicht. Die ganze Küste entlang stehen die riesigen Palmen, die in den blauen Himmel ragen. In anderen Worten: Der Strand ist einfach traumhaft und wie aus der Werbung. Richtig schwimmen konnte man allerdings nicht, da die hohen Wellen so eine Kraft hatten und so ein starker Sog entstand, dass man sich richtig dagegen stemmen musste. Am Strand lagen die traditionellen Holzboote, in deren Schatten die Fischer ihre Netze flickten. Wegen dem langen Rückweg hatten wir leider keine Zeit am Strand entlang zu wandern. Während wir mit ein paar Männern aus dem Dorf auf einer Bank saßen und auf ein Taxi gewartet haben, wurden uns frische Kokosnüsse angeboten. Wenn man die Kokosnüsse an der richtigen Stelle spaltet entsteht eine kreisrunde Öffnung, aus der man die köstliche kalte Flüssigkeit schlürfen kann und später das weiße Mark heraus kratzen kann. Sofort hatte sich eine Gruppe um uns versammelt, die den weißen beim Kokosnuss essen zuschauen wollten. Wenn hier jemand ein Handy oder Radio besitzt ist es sein ganzer Stolz, der allen zur Schau getragen wird. Außer ein paar Taxis sieht man hier so gut wie keine Autos, dafür aber umso mehr Motorräder, die bis zu vier Leute gleichzeitig transportieren. Es muss toll sein hier mit dem Motorrad über die langen roten Straßen fahren zu können, zu zelten und anhalten zu können wann immer wann will. Fast hätten wir die Möglichkeit gehabt ein Stück von einem Motorradfahrer mitgenommen zu werden. Auf dem Rückweg haben wir hunderte von Schulkindern am Straßenrand gesehen. Jeden Tag nehmen den stundenlangen Fußmarsch auf sich, um zur Schule gehen zu können. Wer hier ein Fahrrad besitzt hat ein wirkliches Privileg und jedes Fahrrad wurde mindestens von zwei Kindern benutzt.

An dieser Stelle darf ich nochmal allen Schülern und Sponsoren ganz herzlich von Rose danken, die unglaublich dankbar und überwältigt von dem Ergebnis des Spendenlaufes war und sich schon zum hundertsten Mal bedankt hat.

Die Bewohner von Partukorpe wussten noch nichts von dem Geld und ich habe auch nicht gefragt, weil ich nicht wusste ob sie es ihnen erst sagen wollen, wenn sie mit den Arbeiten weitermachen können. Ein anderes Projekt des Deutsch - Ghanaischen Entwicklungshilfevereins ist ein Kindergarten und eine Vorschule in dem Neubaugebiet von Teshie, in dem wir wohnen. Durch die Landflucht wächst dieses Neubaugebiet so schnell, dass die Leute mit dem Ausbau der Infrastruktur nicht nachkommen. Die Straßen sind schlecht, der Strom fällt immer wieder aus und seitdem ich hier bin gibt es nur manchmal fließen Wasser mitten in der Nacht. Außerdem gibt es zu wenig öffentliche Schulen und Krankenhäuser. Gerade wird ein großes, öffentliches Krankenhaus in Teshie gebaut, das von Chinesen finanziert wird. Der Kindergarten sollte eigentlich schon im September fertiggestellt werden. Wegen dem starken Regen wurde jedoch ein Teil wieder zerstört und die Arbeiten konnten nicht fortgesetzt werden. Jetzt ist das Gebäude fertig und es wird nur noch gestrichen und geputzt. Im letzten Monat hat der Kindergarten schon mit ein paar Kindern in unserem Haus begonnen und bald können sie in das richtige Gebäude umziehen. Dann werden es auch schnell mehr Kinder werden.

Weil Rose zur Zeit jeden Tag mit dem Kindergarten beschäftigt war, hatte sie keine Zeit für das Projekt in Partukorpe. Im April wird sie erneut nach Ghana kommen und dann werden wir uns intensiv um die Fertigstellung des Mehrzweckgebäudes in Partukorpe kümmern. Rose wird dann für einen Monat in Partukorpe leben, um die Arbeiten zu überwachen und sie hat mir angeboten mitzukommen. Ich hoffe dass ich wirklich die Möglichkeit bekommen werde dort für eine Zeit zu leben, um einen Eindruck von dem Leben der Menschen dort zu bekommen. Ich werde euch auf jeden Fall berichten und auf dem Laufenden halten.

1 Kommentar:

Annaaaa hat gesagt…

Heeey Ritchen jetzt melde ich mich auch maal!
Das klingt ja alles super spannend bei dir!! DAs du dass alles erleben kannst ist echt fantastisch für dich!
ich habe irgendwei eine falsche email adesse von dir...kommt immer eine fehlermeldung =(
also habe weiterhin eine fantastische zeit!!
lieebe grüßßee
hdl anna